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Magazin Mitbestimmung

Rästelhaftes Fundstück: Von Betonburgen

Ausgabe 11/2014

In den 70er Jahren baut die neue Heimat zahlreiche Wohnblocks am Hamburger Mümmelmannsberg und beruft sich dabei auf die Bauhaus-Avantgarde. Bis heute leben dort etwa 18.500 Menschen.

Die Betonburg, die zwischen 1970 und 1979 in Hamburg-Billstedt entsteht, hat offiziell den Namen Mümmelmannsberg. Doch die Hamburger finden für den Koloss bald neue, kürzere Namen: Bunny-Hill, M-Town oder Mümmel. Bauherr ist die Neue Heimat, ein Wohnungsbauunternehmen, das dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gehört und seinen Hauptsitz in Hamburg hat. Der Großsiedlungsbau, der neue Trabantenstädte schafft, wird besonders in den 1960er und 1970er Jahren propagiert; seine Protagonisten sehen sich in der Tradition der klassischen Moderne, in der Tradition der Bauhaus-Avantgarde und als Nachfolger von Architekten wie Le Corbusier, der seit 1925 die Idee einer Wohmaschine verfolgt – eines Hochhaustyps, der durch Verdichtung und eine serielle Produktion der Bauteile effizienten Wohnungsbau ermöglicht. 

Die Neue Heimat reklamiert für sich, zeitgemäße Komplettlösungen für ganze Stadtteile anzubieten – zu einem günstigen Preis. Seit Ende der 60er Jahre die Baukosten rapide steigen, setzt man auch hier auf ökonomische Fertigteile. Doch blüht zu dem Zeitpunkt, als der Mümmelsmannsberg gebaut wird, bereits die Vetternwirtschaft. Es handelt sich um eine der letzten Großsiedlungen, die die Neue Heimat bauen wird – schon bald werden die Nachteile solcher Siedlungen offenbar: die Anonymität, die Uniformität, die mangelhafte Infrastruktur. Auch die Ersparnis bei den Baukosten hält sich in Grenzen. Doch was einmal gebaut ist, steht erst einmal da, wird benutzt. Heute leben in den 7300 Wohnungen des Mümmelmannsberges 18 500 Menschen. Der Ausländeranteil in der Siedlung beträgt über 20 Prozent; auch der Anteil an Hartz-IV-Beziehern ist höher als anderswo. 

Initiativen und Vereine sind entstanden, die die Lebensqualität im Viertel erhöhen sollen und wollen. Seit 1990 gibt es einen U-Bahn-Anschluss. Eine Website organisiert das öffentliche Leben im Viertel. Aber die Bausubstanz erscheint nach 40 Jahren eher als eine Hypothek, die die ganze Kreativität der Stadtplaner herausfordert.

Text: Kay Meiners

RÄTSELFRAGEN

- Wer war seit 1963 Vorsitzender der Neuen Heimat und bekleidete diese Position 19 Jahre lang, bis er 1982 wegen des Neue-Heimat-Skandals abgesetzt wurde?

- In welchem Jahr geriet das ZDF in die Kritik, weil für eine Fernsehsendung über Großstadtghettos mit Jugendlichen vom Mümmelmannsberg gegen Geld Gewaltszenen nachgestellt worden waren? 

- Immer wieder engagierte die Neue Heimat namhafte Architekten – unter anderem einen Frankfurter, der 1955 das Hochhaus am Hamburger Habichtsplatz baute. Wie lautet sein Name?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 4. Dezember 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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Redaktion Mitbestimmung, 

Hans-Böckler-Straße 39, 

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Fax: 0211/7778-225

AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 10/2014

Bickendorf/Vogelsang – 1955 – Melaten-Friedhof

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