zurück
Schwimmmeister Ingo Köhler am Beckenrand des Olympia-Bads in Berlin Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Sommerbad Olympiastadion, Berlin

Ausgabe 03/2025

Ingo Köhler (53) lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Berlin. Während der Sommersaison arbeitet der Schwimmmeister im denkmalgeschützten Olympia-Bad. Von Andreas Schulte

„Ich bin Schwimmmeister in Berlin – im Sommer im Olympiabad, im Winter in der Halle in Charlottenburg. Dieser Job ist absolut mein Ding. Bis 2017 habe ich in der mobilen Altenpflege gearbeitet, aber am Ende belastet die Arbeit doch. Die Menschen sind nicht freiwillig pflegebedürftig, und man pflegt sie oft bis in den Tod.

Ich wollte in meinem Leben noch etwas machen, wo die Menschen freiwillig hinkommen und Spaß haben. Ich war schon immer leidenschaftlicher Schwimmer. Daher habe ich eine zweijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe gemacht, als die Stadt Berlin diese Stellen ausschrieb.

Einen Einsatz auf Leben und Tod hatte ich hier noch nicht. Ich kann mittlerweile einschätzen, wer gefährdet ist. Man sieht es schon am zögerlichen Gang ins Becken oder wenn sich Schwimmer häufig am Rand festklammern. Dann geh ich lieber frühzeitig hin und empfehle das kleinere Becken.

Überhaupt quatsche ich gerne mit Menschen. Dies hier ist auch eine soziale Aufgabe: Hier kommen junge Menschen hin, die sich einen Sommerurlaub nicht leisten können und die zu Hause wenig gefördert werden. Wenn man für die das Sprungbrett öffnet, wundern sie sich zunächst und freuen sich aber dann, dass sich jemand um sie kümmert. Trotzdem kommt es immer wieder zu Konflikten, denn an warmen Tagen haben wir bis zu 2000 Badegäste auf sehr engem Raum. Wenn jemand partout nicht hören will, schalte ich den Sicherheitsdienst ein.

Wenn ich Kritik üben müsste, dann zum einen an der Bezahlung. Wäre sie besser, könnten wir dem Personalmangel effektiver begegnen. Außerdem werden Entscheidungen in der Verwaltung getroffen, ohne das Team am Beckenrand einzubeziehen – dieses Jahr zum Beispiel das Abschalten der Freibadheizungen aus Kostengründen.“

Zugehörige Themen