zurück
Portrait Thomas Krause, Aufsichtsrat beim Deutschen Milchkontor mit LKW und Werk in Edewecht im Hintergrund Magazin Mitbestimmung

Aufsichtsratsporträt: Mit Wissensdurst und offenem Ohr

Ausgabe 06/2025

Thomas Krause ist Aufsichtsrat beim Deutschen Milchkontor. Wie man mit Problemen umgeht, hat er sich bei seinem Vater abgeschaut. Von Fabienne Melzer

Mit Mitbestimmung wurde Thomas Krause schon am Küchentisch im niedersächsischen Edewecht groß. Sein Vater war Betriebsrat in einem Metallbetrieb. „Wenn er davon erzählte, hat mich das interessiert“, sagt Krause. Er erinnert sich vor allem an die Art seines Vaters, mit Problemen umzugehen: „Er konnte immer gut zuhören. Mit seinen Fragen hat er mich meist selbst auf Lösungen gebracht.“

Heute ist Krause Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Aufsichtsrat beim Deutschen Milchkontor (DMK). 6800 Menschen arbeiten bei der größten deutschen Molkereigenossenschaft an 20 Standorten. In seinem Heimatort Edewecht, wo Krause sein ganzes Leben verbracht hat, ist er noch immer Betriebsratsvorsitzender der DMK-Käserei. „Wenn ein Kollege seine Pausenzeiten ändern will, kommt er zum Vorsitzenden“, sagt Krause. Dann erinnert er sich an seinen Vater und hört erst einmal zu.

Dabei ist er selbst in seiner Karriere nicht immer auf viel Verständnis gestoßen. Die Ausbildung zum Elektriker machte er in einem Handwerksbetrieb. „Da war der Chef die Gewerkschaft“, sagt der 55-Jährige. Erst mit dem Wechsel in die Käserei in Edewecht, unweit seines Elternhauses, trat er 1994 in die Gewerkschaft ein und kandidierte 1997 für den Betriebsrat.

Zwar wurde er nur als Ersatzmitglied gewählt, doch sein Wissensdurst war groß, und so belegte er mehr Betriebsratsseminare als die ordentlichen Mitglieder. Er ließ sich zum Techniker schulen und fuchste sich in die IT rein. Dennoch kam er bei seinem Vorgesetzten beruflich nicht weiter. „Ich weiß nicht, ob es an meiner Betriebsratsarbeit lag“, sagt Krause. 2010 wurde er schließlich freigestelltes Betriebsratsmitglied, stieg schnell zum Vorsitzenden auf und sitzt seit 2022 im Aufsichtsrat.

Dabei hatte er dieses Amt für sich bereits abgehakt. 2018 sollte er schon einmal kandidieren, doch bei einer Kampfabstimmung wendeten sich einige seiner engsten Betriebsratskollegen gegen ihn. „Das hat wehgetan“, sagt Krause. Als er dann vier Jahre später wieder gefragt wurde, überlegte er zweimal. „Ich bin nicht funktionsgeil“, sagt er, „mein Herz schlägt für den Betriebsrat.“ Ämter suche er vor allem danach aus, ob er etwas bewegen kann. Krause wagte sich ein zweites Mal an die Kandidatur, mit Erfolg. Schließlich kann er auch im Aufsichtsrat einiges bewegen.

Zuletzt im vergangenen Jahr: 150 Stellen wollte DMK streichen. Krause und seine Betriebsratskollegen erarbeiteten mit externer Beratung ein Konzept und stellten es im Aufsichtsrat vor. „Am Ende konnten wir viele Arbeitsplätze retten, und nur ein Standort wurde geschlossen“, erzählt Krause. Auch über die Schließung hinaus setzte sich der Betriebsrat für die 27 Beschäftigten dort ein. Sie fanden ein neues berufliches Zuhause.

Nun steht die nächste Herausforderung an. Der Konzern will mit dem dänischen Unternehmen Arla fusionieren. Ohne Fusion stünden Kündigungen an, weiß Krause. Landwirte geben auf oder gehen zur Konkurrenz. DMK produziert das volle Sortiment vom Eis bis zum Käse. Molkereiunternehmen, die etwa nur Käse produzieren, sind lukrativer und können ein höheres Milchgeld zahlen. Nach ersten Gesprächen mit den dänischen Kollegen ist Krause zuversichtlich: „Wir ticken von der Kultur her ähnlich.“

Zugehörige Themen