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Ron Paustian Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: "Inklusion muss laut sein"

Ausgabe 04/2023

Ron Paustian (46) ist Gründer und Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens „Inklusion muss laut sein”. Er lebt gemeinsam mit seiner Freundin und seiner Tochter in Buchholz in Schleswig-Holstein. Von Andreas Schulte

Mein Büro habe ich noch immer zu Hause. Mir reichen ein Schreibtisch und ein PC. Von hier aus erledige ich einen Großteil meiner Arbeit mit der Initiative ‚Inklusion muss laut sein‘, die ich 2009 gegründet habe. Kern der Arbeit ist die Verwaltung eines Netzwerks aus mehreren Tausend sogenannten Buddys, die ehrenamtlich Menschen mit Behinderung auf Musikfestivals oder andere Veranstaltungen wie zum Beispiel die Kieler Woche begleiten. Da fallen für mich locker mehr als 40 Stunden Arbeit pro Woche an.

Für viele von ihnen bin ich weiterhin erster Ansprechpartner. Sie melden sich über WhatsApp bei mir zu Beginn eines Festivals an und nach dem Ende wieder ab, sobald sie zu Hause sind. Das kann dann auch mal am frühen Morgen sein. Ein Teil meiner Arbeit ist die Beratung von verschiedenen Veranstaltern in puncto Barrierefreiheit. Mit den Honoraren und über Spenden finanziere ich die Aufwandsentschädigungen für die Buddys. Mit einigen ehrenamtlichen Helfern habe ich einen Plan mit 350 Punkten für Barrierefreiheit auf Festivals aufgestellt. Meinen Besuch im Vorfeld der Veranstaltung ersetzt dieser Plan allerdings nicht. Viele Veranstalter bauen zum Beispiel Podeste für Rollstuhlfahrer, aber Ruheräume für überreizte Menschen werden vergessen.

Genau durch dieses Bedürfnis nach Ruhe bin ich in meine heutige Position gekommen. Aufgrund einer psychischen Beeinträchtigung kann ich selbst nur schlecht mit größeren Menschenansammlungen umgehen. Deshalb habe ich 2006 beim Heavy-Metal-Festival in Wacken angerufen, um nach den dortigen Notausgängen zu fragen. Dort hatte man nur wenig Verständnis für mich. Ich kam daraufhin auf die Idee, ein Musikmagazin mit Informationen für Menschen mit Behinderung herauszugeben. Wir haben darin unter anderem Festivals auf Barrierefreiheit getestet. Daraus ist im Laufe der Jahre ‚Inklusion muss laut sein‘ erwachsen.“

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