zurück
Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Eine üppige Grafik zum 1. Mai

Ausgabe 04/2014

Im Jahr 1891, als die Mai-Bewegung noch jung ist, entwirft der britische Illustrator Walter Crane einen Kunstdruck im Stil alter Renaissance-Holzschnitte. Der "Triumph der Arbeit" wird in mehreren Sprachen international vertrieben. Was Crane nicht zeigt, ist die Industrie.

Zum 1. Mai 1891 führt eine Frau mit Fackel und phrygischer Mütze den Festzug auf diesem Gedenkblatt an. Die Figur ist ist eine Allegorie der Freiheit. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ heißt es auf einem Banner, auf einem anderen: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Die Losung der Französischen Revolution haben sich die Arbeiter ebenso zu eigen gemacht wie das „Kommunistische Manifest“. Das Blatt stammt von dem englischen Illustrator Walter Crane – Sozialist und Vertreter einer Bewegung, die Kunst und Kunsthandwerk wieder vereinen soll. Das opulente Blatt, das an Renaissance-Holzschnitte erinnert, feiert die Einheit von Bauern, Arbeitern und Künstlern. Von der Realität der Industriearbeit zeigt das pathetische Blatt, das in mehreren Sprachvarianten vertrieben wird, jedoch nichts.

Die Maifeier ist ebenso jung wie umkämpft. Erst 1890 haben Arbeiter weltweit zum ersten Mal den 1. Mai begangen und vehement den Acht-Stunden-Tag gefordert. Rund 100 000 Männer und Frauen haben allein in Deutschland demonstriert, sind in den Streik getreten oder haben auf „Maispaziergängen“ flaniert.Die Gewerkschaften unterstützen solche Aktionen. Die Arbeitgeber hingegen schüchtern ihre Arbeiter mit Aussperrungen und Entlassungen ein und versuchen, sie von den Mai-Aktivitäten fernzuhalten. Der Eintrag „Entlassen am 2. Mai“ prangt in den Arbeitsbüchern vieler engagierter Arbeiter. Auch die Sozialdemokraten raten zur Mäßigung – denn in Deutschland bedroht Bismarcks „Sozialistengesetz“ die Arbeiterpartei.

Wie kommt man überhaupt auf das Datum, den 1. Mai? Der Grund liegt jenseits des Atlantiks. In den USA dient dieser Tag traditionell als „Moving Day“, als Tag, an dem Arbeitsverträge beendet und neu geschlossen werden. Schon 1886 haben dort bereits Zigtausende Arbeiter am 1. Mai für den Acht-Stunden-Tag gekämpft. Die internationalen Mai-Aktionen von 1890 sollten ursprünglich ein einmaliges Ereignis sein. Doch die Arbeiter lassen sich seitdem ihren „Feiertag“ nicht mehr nehmen.

Rätselfragen

Wie hieß die maßgeblich von William Morris und John Ruskin begründete künstlerische Bewegung, der auch Walter Crane zugerechnet wird?

In welcher Stadt erschien 1848 das „Kommunistische Manifest“?

Welche sozialistische Frauenrechtlerin verließ 1882 wegen des „Sozialistengesetzes“ Deutschland und ging in die Schweiz, später nach Frankreich?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30. April 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

Schicken Sie uns die Lösung!

Redaktion Mitbestimmung
Hans-Böckler-Straße 39
40476 Düsseldorf
E-Mail: redaktion@boeckler.de
Fax: 0211/7778-225

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen