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Magazin Mitbestimmung

Interview: „Ein Leuchtturm für die Branche“

Ausgabe 01+02/2013

Andree Jorgella, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Siegen, über das Modell Hoppmann und die Beziehungen zur Gewerkschaft. Die Fragen stellte Stefan Scheytt

WIE SCHNEIDET HOPPMANN IM VERGLEICH MIT ANDEREN UNTERNEHMEN AB, HERR JORGELLA? Hoppmann ist ein Vorzeigemodell, ein Leuchtturm für die Branche. Dort ist ein Zustand erreicht, den ich mir als Gewerkschafter überall wünsche. Die Mitarbeiter werden wertgeschätzt, und man regelt nicht immer alles im Konflikt. Selbst wenn, wie derzeit, die Zahlen nicht gut sind, wird da kein Druck ausgeübt, sondern man redet gemeinsam darüber, wie man die Situation bewältigen kann. Bei Hoppmann werden Probleme immer einvernehmlich gelöst und unter Einbeziehung der Gewerkschaft.

IHRE VORGÄNGER BEI DER IG METALL SIEGEN WAREN DA SKEPTISCHER.
Zu Beginn fürchteten manche, die Gewerkschaft könne bei Hoppmann überflüssig werden. Doch das ist nicht der Fall. Hoppmann hat einen Organisationsgrad um die 60 Prozent, üblich sind 20 bis 30 Prozent. Auch gab es Bedenken, dass man bei so viel Einvernehmlichkeit zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft auch mal 50 Stunden in der Woche arbeiten könnte. Aber diese Sorge ist heute gegenstandslos. Erst vor Kurzem hat die Geschäftsleitung bei einer Veranstaltung, an der auch der Betriebsrat und die IG Metall teilnahmen, wieder betont, wie wichtig ihr Betriebsräte, Gewerkschaften und Tarifverträge sind. Das gibt es in kaum einem „normalen“ Betrieb, schon gar nicht in einem Kfz-Betrieb.

VERLIEREN DIE BETRIEBSRÄTE UND DIE MITARBEITER DA NICHT AUF DAUER IHRE KONFLIKTBEREITSCHAFT?
Beim letzten richtigen Warnstreik in NRW vor einigen Jahren, als es darum ging, den Flächentarifvertrag im Kfz-Gewerbe zu halten, war Hoppmann der am stärksten vertretene Betrieb. Da sind 80 Leute auf die Straße gegangen, während von anderen Betrieben nur zehn Kollegen kamen – und das, obwohl sie selber gar keinen so großen Leidensdruck hatten.

ALSO GAR NICHTS KRITIKWÜRDIGES BEI HOPPMANN?
Der Betriebsrat legt sich gerade dafür ins Zeug, dass alle Filialen mit Hebehilfen für Reifen und anderen Arbeitsmitteln ausgestattet werden, obwohl die Verhältnisse bei Hoppmann heute schon besser sind als bei vielen anderen. Als Gewerkschaftssekretär will ich auch, dass die Filialen noch besser in die Mitbestimmungsprozesse einbezogen werden, vieles läuft noch über die Zentrale. Das wäre aber auch schon alles.

IMMERHIN BLEIBEN 50 PROZENT DER ERFOLGSBETEILIGUNG ALS INVESTIVANTEIL BIS ZUM AUSSCHEIDEN DES MITARBEITERS IM UNTERNEHMEN. DAS SIND BEI VIELEN BETRÄGE UM DIE 30.000 EURO. BEI EINER INSOLVENZ WÄRE DAS GELD VERLOREN. Dieser Fall ist höchst unwahrscheinlich, weil bei Hoppmann sehr gute und weitblickende Menschen wirtschaften, die kein persönliches Kapitalinteresse verfolgen. Da muss sich wirklich niemand sorgen. 

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