zurück
Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 01+02/2004

Fünfzig Plus

Von Margarete Hasel
Margarete-Hasel@boeckler.de  

Die Gespräche im Bekannten- und Kollegenkreis nehmen derzeit mitunter seltsame Wendungen, neue Vokabeln halten Einzug. Nicht immer, aber immer öfter wird in die Runde gefragt: Riesterst du auch? Feiern zum 50. Geburtstag mutieren zum Expertentreffen: Wer schon immer den Unterschied zwischen Direktversicherung und Pensionskasse wissen wollte - "hier werden Sie geholfen!"

Keine Frage - die Rentenreform zeigt Wirkung. Zumindest in den Köpfen einer Generation, die realisiert, dass mit Blüms sicheren Renten nicht ihre gemeint sind, und der langsam dämmert, dass es zeitlich eng wird für den Aufbau einer privaten Altersvorsorge. "Wir haben in so einem Prozess immer eine gewisse Zeitverzögerung von der Einsicht bis zur Umsetzung in der eigenen Lebenspraxis", bestätigt Metall- Rente-Geschäftsführer Heribert Karch diese Alltagsbeobachtungen im Interview auf Seite 24.

Eigenverantwortung, Eigenvorsorge - so waren die Reformprojekte zur Sicherung des Sozialstaats rund um die Jahrtausendwende überschrieben. Regie führt der demografische Wandel. Weil die umlagefinanzierte erste Säule der gesetzlichen Rentenversicherung die Last nicht mehr allein tragen kann, wird seither die Bereitschaft, eigenes Geld für den Aufbau einer kapitalgedeckten Zusatzversorgung, sei sie betrieblich oder privat, - zum Unterschied siehe den Beitrag von Reinhard Bispinck, Seite 10 - in die Hand zu nehmen, mit staatlichen Zuschüssen bzw. mit Steuererleichterungen belohnt.

Seither ist die Zahl der Beschäftigten, die "Anwartschaften auf eine betriebliche Zusatzversorgung" erwerben - wie das im Rentendeutsch heißt - um sechs Prozent auf rund 15,3 Millionen gestiegen. Das entspricht etwa 43 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer/innen. Ob diese Zahlen schon berechtigen, von einer "Renaissance der Betriebsrente" zu sprechen, wie dies die zuständige Ministerin Ulla Schmidt unlängst getan hat, sei dahin gestellt. Zudem muss sie sich die Frage gefallen lassen, wie ernst es ihr mit der Förderung der zweiten Säule der Altersvorsorge ist, seit ihre Begehrlichkeiten bekannt geworden sind, wonach Krankenkassen- und Pflegebeiträge auf die betrieblichen Zusatzrenten zweimal entrichtet werden sollen.

Doch nicht nur den Sorgen und Nöten der Kolleg/innen in der Lebensmitte ist dieses Editorial "Fünfzig plus" gewidmet. "Fünfzig plus" - damit wollen wir auch aufmerksam machen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit dieser Ausgabe die erste Ausgabe des 50. Jahrgangs unseres Magazins in Händen halten. Darüber freuen wir uns und möchten diese Freude mit Ihnen teilen.

 

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen