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Album-Cover Transa Sade Magazin Mitbestimmung

Das politische Lied: Die Entschuldigung der Mutter

Ausgabe 04/2025

Nach jahrelanger Pause schreibt die Sängerin Sade einen sehr persönlichen Song, der ihrem Transsohn Izaak gewidmet ist. Der Titel ist Teil des Albums Transa, einer Sammlung von 46 Songs für und mit Transmenschen. Vor dem Hintergrund des immer stärker werdenden Widerstands gegen Transrechte mehr als ein Musikprojekt. Von Martin Kaluza

Sade: Young Lion (2024)

With such a heavy burden
You had to carry all on your own
Forgive me, son
I should have known


Es ist schon ein paar Jahre her, da bekam Sade eine Beschwerde zugemailt. Zu der Zeit lebte sie weitgehend zurückgezogen. Das war nicht immer so. Mit der Single „Smooth Operator“ hatte sie 1984 aus dem Nichts einen Welthit, doch schon recht bald war es wieder still um sie geworden. Ihr vorerst letztes Soloalbum erschien 2010. Dann wieder Pause – bis eben zu jener Mail ihres Gitarristen aus New York. Er schickte ihr ein Poster von ihr. Jemand hatte darüber den Satz geschrieben: „The bitch sings only when she wants to“ – Die singt nur, wenn sie will. „Was für ein präziser, lustiger Kommentar“, sagte sie dazu. „Er entspricht genau meiner Haltung.“

2024 findet sie es wieder einmal an der Zeit. Einen einzelnen Song nimmt sie auf, 14 Jahre sind da seit ihrem letzten Album vergangen. Das Video zu „Young Lion“ zeigt zu einem langen, melancholischen Klavierintro Familienaufnahmen aus dem sonnendurchfluteten Garten und dem Urlaub. Es sind ungewöhnlich private Bilder. Die Hauptperson in dem Video ist die gleiche wie im Text: Sades Kind, geboren als Tochter, mittlerweile zum Mann Izaak herangewachsen. „Junger Mann, es war so schwer für dich, du musst dich so allein gefühlt haben“, singt Sade, und: „Vergib mir, mein Sohn, ich hätte es wissen sollen.“ Der Song ist eine anrührende, öffentliche Entschuldigung an ihren Transsohn, der 2016 sein Geschlecht hatte angleichen lassen. Hätte sie ihn auf seinem Weg nicht viel besser unterstützen können? Der Text basiert auf einem Brief, den die Mutter ihrem Sohn zu dessen 21. Geburtstag geschrieben hatte.

Den Song schrieb Sade eigens für das Benefiz-Album „Transa“ der Red Hot Organization. Die Non-Profit-Gesellschaft hat sich dem Kampf gegen Aids verschrieben. Die Produzentin Massima Bell hatte Sade einen persönlichen Brief geschrieben, nachdem sie gehört hatte, dass Sade einen Transgender-Sohn hat. 46 Songs wurden auf dem Album zusammengetragen und in acht Kapiteln arrangiert.

Die Idee, Transmenschen ein Album zu widmen, kam Massima Bell, nachdem die Musikerin Sophie bei einem Unfall gestorben war. Die Britin war eine Größe im Musikbusiness und ebenfalls eine Transfrau, die zum Beispiel mit Charli XCX, St. Vincent und Kim Petras zusammengearbeitet hatte. Eine Hommage sollte „Transa“ sein, eine Zelebration der Trans-Community und ihres Beitrags zur Popkultur. Doch dann begann in den USA ein immer stärkerer Widerstand gegen Transrechte. Als das Album beworben wird, befindet sich das Land mitten im Präsidentschaftswahlkampf. Kurz nach der Wahl erscheint es. „Wir hatten das so nicht vorhergesehen, aber jetzt fühlt es sich an, als hätte es zu keinem besseren Zeitpunkt erscheinen können,“ sagt Massima Bell.

Dem Rolling Stone erklärt Sades Sohn Izaak Adu einmal, eine Entschuldigung seiner Mutter wäre überhaupt nicht nötig gewesen. In den sozialen Medien drückt er immer wieder Bewunderung und Dankbarkeit für seine Mutter aus. Und trotzdem ist auch ihm „Young Lion“ eine Herzensangelegenheit. „Ein Song, in dem sich ein Elternteil dafür entschuldigt, sein Kind missverstanden zu haben, kann eine immense Bedeutung für die Trans-Community haben“, sagt er. „Ich hoffe, er bringt Trost und Wertschätzung hervor – und das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden.“

Das Lied hören:

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