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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Arbeit ruft überall

Ausgabe 04/2016

Nena Misic arbeitet als Verkäuferin im KODI-Markt, einem Discounter für Haushaltswaren. Als Aushilfe mit Minijob ist sie an zwei Tagen der Woche im Geschäft. Sie ist in Kroatien geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Köln.

Köln, Eigelstein 102 "Mein Arbeitstag beginnt um 9 Uhr, aber ich komme immer viel früher in den Laden. Dann habe ich keine Hektik und kann alles in Ruhe machen. Ich erzähle ein bisschen mit dem Chef oder den Kolleginnen und frage nach, was gelaufen ist. Ich bin ja nur zwei Tage in der Woche als Aushilfe im Geschäft. Da ist es wichtig, zu wissen, ob es etwas Neues gibt.

Für mich zeichnet eine gute Verkäuferin aus, dass sie gepflegt aussieht und immer ein Lächeln im Gesicht hat. Sie muss die Kunden begrüßen und freundlich sein. Das ist mein Anspruch. Zu meinen Aufgaben gehört: Kunden bedienen, Ordnung schaffen, Ware im Regal vorziehen, an der Kasse sitzen und putzen. Zwei Tage zu arbeiten ist für mich optimal. Mal rauskommen, Leute treffen, ihnen eine Freude machen. Ich fühle mich im Laden wohl und freue mich riesig, wenn ich die Kunden wiedersehe. Zurzeit vermisse ich aber eine ältere Dame, die ist bestimmt verstorben.

Wir sind ein kleiner Laden, hier macht jeder alles. Meistens sind wir zu zweit. Heute sind der Chef und ich da. Wir müssen uns beeilen, die gelieferte Ware auszupacken, denn die beiden Gänge sind eng, und wir haben viele ältere Kunden mit Rollator. Für mich ist jeder gleich, egal ob er für fünf Cent etwas kauft oder für 1000 Euro. Viele sind arm. Sie stehen manchmal an der Kasse, und es geht um ein paar Cent, ob sie etwas bezahlen können. Das tut mir sehr weh. Gerade bei älteren Leuten, die eine kleine Rente kriegen. 

Oft schütten sie mir ihr Herz aus. Sie gucken durch das Schaufenster, ob ich da bin, und kommen dann herein. Für die gehöre ich praktisch zur Familie. Wenn sie jemanden zum Reden brauchen, nehme ich mir ein paar Minuten Zeit für sie. Was sie erzählen, ist oft belastend, aber ich lache auch viel mit ihnen. Am meisten werden Hygieneartikel gekauft, manchmal palettenweise Küchenrollen oder Toilettenpapier. Aber auch Pfannen, Tassen, Teller. Ich sitze nie lange an der Kasse. Sobald ich einen Kunden bedient habe, bin ich wieder im Laden unterwegs. Immer in Bewegung. Die Arbeit ruft hier ja überall."

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