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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Der Platzwart

Ausgabe 06/2015

Willi Droste, 64, ist leitender Platzwart in Deutschlands größtem Fußballstadion, dem Dortmunder Signal Iduna Park. Mit 14 Mitarbeitern kümmert er sich auch um die Trainingsplätze von Borussia Dortmund sowie die Außen- und Parkanlagen des Vereins.

Dortmund, Strobelallee 50 „Dieser Platz kostet mich jeden Tag Nerven. War gestern noch alles in Ordnung, tauchen heute plötzlich gelbe Stellen auf. Das können Larvennester sein, Schneeschimmel oder Schwarzalgen. Dabei zählt jede Stunde, wie auf der Intensivstation. Dann hänge ich mich erst mal ans Telefon und tausche Infos und Fotos mit meinen Bundesliga-Kollegen aus, ob aus München, Gelsenkirchen oder Augsburg. Dieser Austausch ist das A und O. Arbeitsbeginn ist meist morgens um neun Uhr. Der erste Blick gilt immer dem Platz und dem Wetter. Danach bespreche ich mit meinen Mitarbeitern, was ansteht: Muss der Rasen gemäht oder gedüngt werden? Wie sehen die Außenanlagen aus? Sind alle Geräte in Ordnung? Wie viele Stunden müssen die neun Lichtelemente, die das Wachstum fördern, eingesetzt werden? Wann ist das nächste Spiel? 

Acht Mitarbeiter müssen dann da sein, um in der Pause die Spielschäden auszubessern. Mein Auto ist mein fahrendes Büro. Wenn ich zum Trainingsgelände fahre, koordiniere und organisiere ich alles drum herum – von Reparaturen bis zum Einsatz der Mitarbeiter. Mit der Natur zu arbeiten ist kein Job von neun bis 17 Uhr. Feierabend ist dann, wenn die Arbeit erledigt ist, auch am Wochenende. Aber das kenne ich ja als gelernter Bauer. Wie ich zum BVB kam? Ich war zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle. Durch Zufall habe ich bei meinem alten Verein, bei dem ich Trainer und zuständig für den Platz war, einen Verantwortlichen des BVB getroffen. Ich habe als Mädchen für alles angefangen. Damals sah der Platz aus wie ein Acker, unsere finanzielle Lage war schwierig.

Also habe ich experimentiert – ohne gutes Equipment und mit wenig Dünger, dafür war kein Geld da. Das war vielleicht unser Glück, denn der Rasen wurde stabiler und scherfester. Heute haben wir einen Top-Rasen. Alle zwei bis drei Jahre wird er ausgetauscht. Das kostet 100.000 Euro, aber darauf wird ja schließlich auch jede Menge Geld verdient. Daher muss der Trainer seine Mannschaft fit halten und ich mein Grün. Die Messlatte liegt sehr hoch, aber der Job bringt viel Interessantes mit sich.“

Text: Anja Scheve

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