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Magazin Mitbestimmung

: Das Glück des Clowns

Ausgabe 11/2014

Ulrich Fey, 57, arbeitet seit 16 Jahren als professioneller Clown in Alten- und Pflegeheimen. Meist besucht er Senioren mit Demenz. Der gelernte Gymnasiallehrer war zuvor Sportredakteur der FAZ. 

Frankfurt, Arndtstraße 38 „Sobald ich geschminkt, mit roter Nase, den zu großen Schuhen, der bunten Schleife und der karierten Schlägermütze im Altenheim unterwegs bin, verändert sich die Atmosphäre im Cronstettenstift im Frankfurter Westend, in dem ich einmal in der Woche als Clown Albert arbeite. Mit manchen Leuten singe ich, mit anderen unterhalte ich mich, ich lache, manchmal weine ich auch mit ihnen. Oder ich halte nur ihre Hand, und wir schweigen. Als Clown kenne ich weder Regeln noch Angst. Als Clown bin ich durch und durch emotional, eigenwillig, direkt und lebe nur im Augenblick – wie die meisten Menschen mit Demenz auch. Neben dem Cronstettenstift besuche ich regelmäßig drei andere Pflegeheime. Früher bin ich als Clown-Doktor Dr. Sören Schlau-Schlau zu kranken Kindern in die Frankfurter Uniklinik gegangen. Doch das ist eine völlig andere Arbeit als mit alten Menschen, denn Kinder wollen Aktionen mit Slapstick, Lärm und Unsinn. 

Begonnen hat alles Anfang der 90er Jahre, als ich bei der Spiel- und Theaterwerkstatt Frankfurt einen Clown-Workshop belegt habe. Weitere folgten, zudem habe ich mit einer freien Theatergruppe ein Stück auf die Bühne gebracht. Vier Jahre lief dies parallel zu meiner Arbeit als Sportredakteur bei der „FAZ“. Dann war die Zeit reif für eine Entscheidung: Mit 39 Jahren habe ich gekündigt und eine Ausbildung an einer Clown-Schule gemacht. Hier wird die Verbindung zur eigenen kindlichen Kreativität und Spielfreude wieder hergestellt. Man muss auch damit umgehen lernen, dass über einen Clown gelacht wird. Dass man mit roter Nase dumm dasteht. Doch es hat sich gelohnt. Die ehrliche und unmittelbare Freude, die ich bei alten Menschen erlebe, berührt mich sehr. Wer kann schon von sich behaupten, dass er meist frohgemut zur Arbeit fährt und oft beglückter wieder nach Hause?“

Text: Anja Scheve

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