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HBS Böckler Impuls

Digitalisierung: Weniger Schweiß, mehr Schulung

Ausgabe 01/2018

Digitale Technologien sind für viele Beschäftigte eine Herausforderung. Sie tragen aber auch zur körperlichen Entlastung bei, insbesondere von älteren Arbeitern in der Industrie.

Die Digitalisierung hat den Alltag in mancherlei Hinsicht bequemer gemacht: Ohne die heimische Couch verlassen zu müssen, kann man heutzutage Schuhe kaufen, Poker spielen oder sich einen Ehepartner suchen. Inwieweit auch die Erwerbsarbeit weniger anstrengend geworden ist, hat Lutz Bellmann vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht. Der Ökonom hat Ergebnisse einer Befragung ausgewertet, an der im Jahr 2015 mehr als 7100 Beschäftigte teilgenommen haben.

Der Analyse zufolge sind die Anforderungen an Arbeitnehmer zum Teil gestiegen: 78 Prozent der Befragten sehen angesichts des digitalen Fortschritts die Notwendigkeit, ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Fast zwei Drittel geben an, dass Multitasking wichtiger geworden ist, 56 Prozent, dass die Arbeitsbelastung insgesamt zugenommen hat. Andererseits berichten immerhin 32 Prozent der Studienteilnehmer von größerer Entscheidungsfreiheit und 29 Prozent von körperlicher Entlastung.

Von den physischen Erleichterungen profitieren die Beschäftigten unter 25 Jahren und diejenigen ab 55 Jahren mit 42 und 41 Prozent am meisten. Bei den Frauen ist der Anteil geringer als bei den Männern, in der Produktion höher als in anderen Funktionsbereichen. Am größten ist der Effekt bei männlichen Produktionsarbeitern ab 55 Jahren, von denen sich 55 Prozent körperlich entlastet fühlen. Dass die altersbedingt am stärksten Belasteten durch die Digitalisierung am stärksten entlastet werden, hält Bellmann für eine begrüßenswerte Entwicklung.

Gleichzeitig dürften ältere Arbeitnehmer die Notwendigkeit, die eigenen Fähigkeiten an die rasante technologische Entwicklung anzupassen, als besonders mühsam empfinden, so der Wirtschaftswissenschaftler. Sie scheinen diese Herausforderung jedoch anzunehmen: Zwischen 2013 und 2015 ist der Anteil derjenigen, die an einer Weiterbildung teilgenommen haben, unter den Beschäftigten ab 55 Jahren von 24 auf 32 Prozent und damit besonders deutlich gestiegen.

  • Von physischen Erleichterungen durch digitale Technologien profitieren die jüngsten und die ältesten Beschäftigtengruppen am meisten. Zur Grafik

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