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HBS Böckler Impuls

Standort: Verlagerung: Arbeitsklima leidet

Ausgabe 02/2008

Wenn Unternehmen Betriebsteile verlegen, gehen dadurch nicht immer Arbeitsplätze verloren. Oft verschlechtern sich jedoch die Arbeitsbedingungen, zeigt die WSI-Betriebsrätebefragung.

Knapp neun Prozent der 2007 vom WSI befragten Betriebe haben in den vergangenen drei Jahren Betriebsteile an andere Standorte verschoben. Die Verlagerungsaktivitäten sind damit im Vergleich zum Zeitraum 2003 bis 2005 leicht zurückgegangen. In fast 70 Prozent der Fälle liegt der neue Standort nicht in Osteuropa oder Asien, sondern innerhalb Deutschlands. Das geht aus der jüngsten WSI-Betriebsrätebefragung hervor, die repräsentativ für Betriebe ab 20 Mitarbeitern mit gesetzlicher Arbeitnehmervertretung ist. Solche Ortswechsel betreffen in den seltensten Fällen den kompletten Betrieb, so WSI-Forscherin Astrid Ziegler. In der Regel würden nur einzelne Abteilungen verlegt - etwa um Kosten zu sparen oder neue Märkte zu erschließen.

Die WSI-Daten zeigen auch, wie Standortverlagerungen auf die Beschäftigung im Stammwerk wirken: Knapp die Hälfte aller Verlagerungen kostet hier Arbeitsplätze. Oft bauen Unternehmen im Zuge der Verlagerung aber andere Abteilungen am alten Standort aus. Denn mit Eröffnung eines neuen Werkes ist vielfach eine deutliche Steigerung der Gesamtproduktion verbunden - wodurch oft auch am Heimatstandort mehr Arbeit anfällt. So bleibt die Zahl der Beschäftigten in einem Viertel der Betriebe konstant. Und bei einem Fünftel steigt die Zahl der Stellen am alten Standort sogar. Allerdings haben Standortverschiebungen oft auch dann negative Folgen für Mitarbeiter, wenn ihre Jobs nicht unmittelbar bedroht sind, so die Forscherin.

Denn in jedem dritten betroffenen Unternehmen verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen. Das gilt sowohl für den Heimatstandort als auch für die Mitarbeiter am neuen Standort. Meistens müssen Belegschaften sich mit längeren Arbeitszeiten abfinden. Und: Der Arbeitsdruck bei den Beschäftigten habe durch die Standortverlagerung zugenommen, berichten über 90 Prozent der Betriebsräte mit Verlagerungserfahrung. In 80 Prozent hat nach Aussage der Arbeitnehmervertreter das Betriebsklima gelitten. Zudem gibt es häufig organisatorische Schwierigkeiten: In vier von fünf Betrieben kommt es zu Kommunikationsproblemen zwischen den Standorten.

  • Standortverlagerungen haben nicht automatisch negative Folgen die Arbeitnehmer – aber oft. Zur Grafik

Astrid Ziegler ist Expertin für Europäische Strukturpolitik am WSI.

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