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Konjunktur: Trump trotzen

Ausgabe 13/2025

US-Präsident Donald Trump hat Zölle von 30 Prozent auf Waren aus der EU angekündigt. Das würde die Konjunktur schwächen, aber nicht abwürgen.

Die Europäische Union ist einer von 25 US-Handelspartnern, gegenüber denen der amerikanische Präsident Zollerhöhungen angedroht hat, wenn bis zum 1. August keine Ergebnisse in den laufenden Verhandlungen über die Handelsbeziehungen erreicht werden. Für mehrere Länder übersteigen die angekündigten Zollsätze noch die Zoll-Forderungen im April, die spürbare Kapitalmarktreaktionen ausgelöst hatten. Wobei die Ankündigungen nicht vollständig umgesetzt wurden, sodass sich Finanzmärkte wie Konjunkturaussichten zunächst stabilisiert hatten. Insgesamt liegen die US-Zölle aber bereits heute deutlich über jenen, die vor Donald Trumps Amtsantritt zu Beginn des Jahres galten.

Laut der Konjunkturprognose des IMK vom Juni war für Deutschland trotz der bereits erfolgten Zollerhöhungen eine spürbare Erholung ab dem Jahresendquartal 2025 absehbar. Die Forschenden sagten für das laufende Jahr einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent und für 2026 ein Plus von 1,5 Prozent voraus. Wesentliche Gründe für das erwartete Wachstum: die angekündigte Erhöhung der öffentlichen Investitionen und Verteidigungsausgaben sowie eine Erholung der privaten Investitionen und des Konsums. 

Nun haben die Forschenden nachgerechnet und die neuen Zollankündigungen in ihr Wirtschaftsmodell eingespeist. Die Simulationen ergeben, dass bei Realisierung der höheren Zollsätze das mit rund zwei Prozent ohnehin schwache Welthandelswachstum für 2025 und 2026 noch einmal stärker in Mitleidenschaft gezogen würde. Im Vergleich zur IMK-Prognose vom Juni ergibt sich für 2026 ein um etwa einen Prozentpunkt schwächeres Wachstum des Welthandels. Die US-Wirtschaft leidet infolge höherer Verbraucherpreise und entsprechend geringerer real verfügbarer Einkommen. Zudem ist eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank zu erwarten. 

Für die deutsche Wirtschaft ist vor allem der Rückschlag für die Exporte in die Vereinigten Staaten relevant. Die USA waren bis ins vergangene Jahr mit einem Anteil von knapp zehn Prozent am deutschen Export der wichtigste Exportmarkt Deutschlands. Außerdem leidet Deutschlands Export auch unter einer von den US-Zöllen ausgelösten Wachstumsverlangsamung in anderen Ländern. Das reduziert den Anstieg des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,25 Prozentpunkte. 

Somit würde das Wirtschaftswachstum relevant gedämpft, läge aber 2026 immer noch bei mehr als einem Prozent. Sollte es infolge der Zollerhöhungen zu neuen Verwerfungen an den Finanzmärkten und insbesondere einem Anstieg der Risikoprämien auf Unternehmensanleihen oder einer weiteren deutlichen Abwertung des US-Dollars kommen, warnt das IMK, dann könnte der Dämpfer stärker ausfallen.

Umso dringlicher sei die Umsetzung der wachstumsstärkenden Maßnahmen der Bundesregierung, so die Forschenden. Zudem sollte diese gemeinsam mit der EU-Kommission überlegen, „wie vom Zollkonflikt besonders betroffene Branchen unterstützt werden könnten, damit aus den höheren Zöllen kein struktureller Schaden für die deutsche Volkswirtschaft entsteht“.

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Sebastian Dullien, Thomas Theobald: Deutsche Konjunkturerholung trotzt (noch) Trumps neuer Zolleskalation, IMK-Kommentar Nr. 15, Juli 2025

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