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Teures Jahr für Arme Böckler Impuls

Inflation: Teures Jahr für Arme

Ausgabe 02/2024

Ärmere Haushalte waren im vergangenen Jahr am stärksten durch die Teuerung belastet. Zuletzt haben sich die Unterschiede verringert.

Für Alleinlebende mit niedrigen Einkommen war die Inflationsrate 2023 mit 6,3 Prozent im Jahresdurchschnitt am höchsten. Das ist ein voller Prozentpunkt mehr als bei Sin­gles mit sehr hohen Einkommen, die unter allen Haushalten auf den niedrigsten Wert kommen. Die zweithöchste Teuerungsrate im Vergleich repräsentativer Haushaltstypen weisen mit 6 Prozent ärmere Familien auf. Ab dem Spätsommer hat sich die soziale Spreizung bei der Teuerung, parallel zur insgesamt sinkenden Inflation, immerhin deutlich verringert. Im Dezember 2023 reichte die Spanne von 3,4 Prozent bei Alleinlebenden mit sehr hohen Einkommen bis zu 3,7 Prozent bei Alleinlebenden mit niedrigen Einkommen. Das ergibt der neue IMK-Inflationsmonitor. Detaillierte Zahlen für den Januar 2024 liegen noch nicht vor. 

Ärmere Haushalte waren bis in den Spätsommer 2023 hinein besonders stark betroffen, weil sie einen großen Teil ihres schmalen Budgets für Nahrungsmittel und Haushaltsenergie ausgeben müssen. Diese Güter waren die stärksten Preistreiber. In der zweiten Jahreshälfte, bis einschließlich November, hat die Preisdynamik vor allem bei der Energie nachgelassen, sodass sich die einkommensspezifischen Differenzen seit dem Höhepunkt im Oktober 2022 stark verändert haben.

Nach Monaten mit sinkender Inflation sind die haushaltsspezifischen Teuerungsraten im Dezember 2023 wieder gestiegen, ebenso wie die allgemeine Inflationsrate, die von 3,2 im November auf 3,7 Prozent zulegte. Das liegt vor allem daran, dass der Staat im Dezember 2022 die monatliche Abschlagszahlung für Haushalte mit Gas- und Fernwärmebezug übernommen hatte. Da es im Dezember 2023 keine erneute Übernahme gab, ist die Teuerung im Jahresvergleich höher ausgefallen.

Für die nächste Zeit erwarten IMK-Expertin Silke Tober und IMK-Direktor Sebastian Dullien wieder eine sinkende Inflationsrate, wobei im Januar das Niveau noch nahe an dem von Dezember geblieben sein dürfte. Gründe dafür sind das Auslaufen der Energiepreisbremsen sowie die Normalisierung des Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in Gaststätten und die Anhebung des CO₂-Preises zum Jahresbeginn. Ab Februar „dürfte aber die Inflationsrate zügig in Richtung zwei Prozent fallen, da sich nicht nur die Kernrate abschwächt, sondern die Verbraucherpreise für Erdgas und Strom bis weit in das Jahr 2024 sinken dürften“, so die Fachleute des IMK.

Die Inflationsrate im gesamten Euroraum lag im Dezember knapp unter drei Prozent, im November bei 2,4 Prozent. Vor diesem Hintergrund und angesichts der wirtschaftlichen Schwäche im Euroraum und insbesondere in Deutschland werde immer deutlicher, dass die Europäische Zen­tralbank mit ihren starken Leitzinserhöhungen überzogen agiert habe. Daher sollte sie „zeitnah über eine Korrektur ihrer ausgeprägt restriktiven Geldpolitik nachdenken“, schreiben Tober und Dullien.

Sebastian Dullien, Silke Tober: IMK Inflationsmonitor: Inflation sinkt von 8,7 % auf 3,7 % im Verlauf von 2023, IMK Policy Brief Nr. 163, Januar 2024

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