Einkommen: Tariflöhne: Leichter realer Zuwachs
Die Tariflöhne steigen 2025 nominal um durchschnittlich 2,6 Prozent. Preisbereinigt ergibt sich ein Plus von 0,4 Prozent.
Nominal fällt der Zuwachs im Jahr 2025 deutlich geringer aus als in den beiden Vorjahren, in denen die Tariflöhne um 5,5 Prozent beziehungsweise 5,4 Prozent angestiegen sind. Das geht aus der Jahresbilanz des WSI-Tarifarchivs hervor. „Nach den außergewöhnlichen Tarifrunden zur Hochinflationsphase hat sich die Tarifentwicklung in diesem Jahr wieder weitgehend normalisiert“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. „Mit 2,6 Prozent entspricht die Tariflohnerhöhung in diesem Jahr exakt der durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate in den 2010er-Jahren.“
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Preisbereinigt liegt das Niveau der Tariflöhne weiterhin unter dem Spitzenwert des Jahres 2020. „Noch immer konnten die realen Verluste bei den Tariflöhnen aus den Jahren 2021 bis 2023 mit hohen Inflationsraten nicht vollständig ausgeglichen werden“, sagt Schulten. „Dies liegt auch daran, dass die in den Vorjahren gezahlten Inflationsausgleichsprämien in diesem Jahr wieder wegfielen und sich damit stark dämpfend auf die Tariflohnentwicklung ausgewirkt haben.“ 2023 und 2024 basierte ein erheblicher Anteil der Tariflohnzuwächse nicht auf dauerhaft wirksamen Lohnerhöhungen, sondern auf Einmalzahlungen, die von der Bundesregierung steuer- und abgabenfrei gestellt wurden. Ohne den Wegfall dieser Zahlungen wären die Tariflöhne 2025 rechnerisch mit 4,2 Prozent deutlich stärker angestiegen. „Auch wenn die Inflationsausgleichsprämien in der Krisenzeit vielen Beschäftigten sehr geholfen haben, zeigt sich nun ihre Kehrseite“, so Schulten.
Insgesamt profitierten rund 20 Millionen Beschäftigte von tarifvertraglichen Lohnerhöhungen, die 2025 oder – in vielen Fällen – auch bereits früher vereinbart wurden. Mit neuen Abschlüssen für rund 6,3 Millionen Beschäftigte war die Tarifrunde 2025 vergleichsweise klein. Wichtige große Tarifbranchen wie die Metall- und Elektroindustrie, die chemische Industrie, das Bauhauptgewerbe oder der Einzelhandel haben in diesem Jahr nicht verhandelt. Zu den Branchen, die das Bild der Tarifrunde 2025 prägten, gehörten der öffentliche Dienst von Bund und Gemeinden, die Deutsche Post, die Deutsche Bahn, die Kautschukindustrie und das Versicherungsgewerbe. Noch nicht abgeschlossen sind die Verhandlungen beim öffentlichen Dienst der Länder, die nach einer ersten Verhandlungsrunde im Dezember 2025 auf das neue Jahr vertagt wurden.