zurück
HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Mehr Arbeit, aber kaum mehr Jobs

Ausgabe 12/2007

Der Aufschwung ist da, die Zahl der Arbeitslosen fällt. Die Reformen am Arbeitsmarkt spielen dabei jedoch keine große Rolle, zeigt eine Studie des IMK.

Die Ökonomen verglichen die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung im aktuellen Konjunkturverlauf mit der im Aufschwung zuvor. "Zwar ist der jüngste Aufschwung - wie gewünscht - zuletzt beschäftigungsintensiver geworden als der vorherige", stellt das IMK fest: Es wird mehr gearbeitet. Allerdings schlage sich dies nicht in der Zahl der Beschäftigten nieder, wie eigentlich beabsichtigt.

Würden die Reformen der vergangenen Jahre so greifen wie geplant, müsste die Erholung am Arbeitsmarkt dieses Mal kräftiger und rascher ausfallen. Schließlich ist der Anreiz größer geworden, auch niedrig entlohnte Arbeit anzunehmen. Auch müsste die Bundesagentur für Arbeit Arbeitsuchenden schneller einen Job vermitteln.

Der stärkere Druck auf Arbeitslose hat jedoch nicht für mehr Beschäftigung gesorgt: Insgesamt sind im derzeitigen Aufschwung gut eine halbe Million neue Arbeitsplätze entstanden, davon gut 400.000 für abhängig Beschäftigte. Der letzte Aufschwung hingegen brachte mit 1,3 Millionen mehr als doppelt so viele neue Stellen. Stattdessen arbeiten die mehr, die bereits Arbeit haben. Das hat mehrere Gründe: Wie für einen Aufschwung typisch, haben die Überstunden zu- und die Kurzarbeit abgenommen. Doch kommt nun auch die teilweise tarifvertraglich vereinbarte Flexibilisierung der Arbeitszeit zum Tragen. Das heißt: Beschäftigte mit Arbeitszeitkonten arbeiten jetzt schlichtweg mehr als bisher.

Im Unterschied zum vorherigen Konjunkturverlauf steigt nun die Teilzeitquote weniger rasch als bisher. Stattdessen steigt die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten, die Zahl der Minijobs geht zurück. Arbeitnehmer, die bisher unfreiwillig wenig arbeiteten, können ihre Arbeitszeit also ausdehnen.

Die Flexibilisierung steht inzwischen mit dem Einstellen neuer Mitarbeiter in einem Konkurrenzverhältnis, zeigt die IMK-Analyse. "Die Unternehmen ziehen offensichtlich ersteres vor", so die Forscher. Allerdings liefern die aktuellsten Daten Anzeichen dafür, dass sich die Gewichte mit zunehmender Dauer des Aufschwungs verschieben. Noch ist die wirtschaftliche Dynamik ungebrochen. Deshalb stünden die Chancen gut, dass auch Arbeitslose zunehmend davon profitieren, prognostizieren die Ökonomen. Entscheidenden Einfluss habe jetzt die Wirtschaftspolitik. "Dies gilt vor allem für die Geldpolitik, die den Aufschwung nicht frühzeitig durch zu starke Zinsanhebungen abbremsen darf."

  • Trotz gestiegenen Arbeitsvolumens sind im aktuellen Aufschwung vergleichsweise wenige neue Stellen entstanden. Zur Grafik

Gustav Horn, Camille Logeay, Diego Stapff: Viel Lärm um nichts? Arbeitsmarktreformen zeigen im Aufschwung bisher kaum Wirkung, IMK Report Nr. 20 Juni 2007. Beitrag zum Download (pdf)

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen