zurück
HBS Böckler Impuls

Verteilung: Kräftiges Plus für das obere Zehntel

Ausgabe 08/2007

Bereits in den 90er-Jahren waren in Deutschland die Einkommensunterschiede größer als bisher angenommen. Die Durchschnittseinkommen stagnierten. Enorme Zuwächse gab es dagegen an der Spitze der Einkommenspyramide.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat erstmals die Markteinkommen der Gesamtbevölkerung untersucht, also die Bruttoeinkommen vor Steuern und staatlichen Transfers. Dazu haben die Forscher Haushaltsbefragungen und Einkommensteuerstatistik zusammengeführt, so dass die Datengrundlage nun auch die ganz großen Einkommen enthält. Das Ergebnis: Im Durchschnitt blieben die preisbereinigten Markteinkommen in den Jahren 1992 bis 2001 konstant. Gleichzeitig sind die Einkommen am oberen Ende der Skala stark gestiegen.

Das obere Hunderttausendstel der Einkommensbezieher verdiente 2001 im Durchschnitt 15 Millionen Euro vor Steuern. Damit erzielten die 650 Personen der so genannten ökonomischen Elite 35 Prozent mehr als 1992. Die 65 Superreichen - das obere Millionstel - steigerten im gleichen Zeitraum ihr Markteinkommen sogar auf durchschnittlich knapp 50 Millionen Euro. Ein Plus von über 50 Prozent.

Die enormen Unterschiede erklären sich mit einem Blick auf die Zusammensetzung der Einkünfte: Im Schnitt machen Löhne und Gehälter 80 Prozent des Einkommens aus. Die ökonomische Elite erzielte 2001 jedoch nur 5 Prozent ihrer gesamten Einkünfte aus Lohneinkommen, immerhin noch 800.000 Euro. Zehn Millionen Euro - fast 70 Prozent - entfielen auf Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit, vier Millionen (knapp 27 Prozent) auf Vermögenseinkommen.

Real lagen die Markteinkommen 2001 durchschnittlich bei lediglich 20.000 Euro - auf dem gleichen Niveau wie 1992. Diesen relativ niedrigen Wert erklären die Wissenschaftler unter anderem damit, dass etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung über keine oder nur geringe Markteinkommen verfügt. Staatliche Transfers, auch Sozialversicherungsrenten, staatliche Pensionen und Betriebsrenten, zählen nicht dazu.

Für die Jahre ab 2002 sind noch nicht alle Daten vorhanden. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der gesunkenen Lohnquote sei allerdings zu vermuten, dass sich die "zunehmende Ungleichheit und Konzentration der Markteinkommen" weiter verstärkt habe, so das DIW Berlin.

  • Das Einkommen des reichsten Zehntels ist 14 mal so hoch wie das der unteren 50 Prozent. Zur Grafik

Stefan Bach, Viktor Steiner: Zunehmende Ungleichheit der Markteinkommen: Reale Zuwächse nur für Reiche, in: Wochenbericht des DIW Berlin, Nr. 13/2007.

Ausführliche Fassung:
Stefan Bach, Giacomo Corneo, Viktor Steiner: From Bottom to Top: The Entire Distribution of Market Income in Germany, 1992 - 2001. DIW Berlin Discussion Papers No. 683, Berlin 2007.

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen