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HBS Böckler Impuls

Gleichstellung: Frauen: Weniger Geld und Karrierechancen

Ausgabe 04/2009

Frauen verdienen deutlich weniger als Männer. Und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sich das so bald ändert. Auch bei den Aufstiegschancen liegen weibliche Beschäftigte zurück.

Der Lohnabstand zwischen den Geschlechtern hält sich hartnäckig. Eine Auswertung des WSI-Tarifarchivs bestätigt diesen Befund. Die Forscher haben die Arbeitsentgelte von 25.000 Männern und Frauen verglichen. Die Daten wurden in den vergangenen zwölf Monaten auf den beiden Info-Portalen "Lohnspiegel" und "Frauenlohnspiegel" anonym erhoben. Laut WSI liegt der monatliche Bruttoverdienst von Frauen im Schnitt rund 20 Prozent unter dem der Männer. Das entspricht in etwa dem von der EU-Kommission aus anderen Datenquellen ermittelten Rückstand. Zudem zeigt sich: Auch bei Sonderzahlungen haben weibliche Beschäftigte tendenziell das Nachsehen. Sie bekommen im Vergleich zu Männern seltener Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder eine Gewinnbeteiligung.

Es steht nicht zu erwarten, dass der Lohnabstand rasch schmilzt. Darauf deutet hin, dass 26,6 Prozent der Männer, aber nur knapp 18 Prozent der Frauen angeben, dass sie in ihrem gegenwärtigen Betrieb einmal befördert worden sind. Entsprechend unterschiedlich bewerten sie ihre Aufstiegschancen: Jede vierte Mann hält sie für gut, aber nur jede sechste Frau. Nahezu 70 Prozent der Männer sind der Auffassung, dass beide Geschlechter die gleichen Aufstiegschancen haben. Frauen äußern sich deutlich skeptischer: Nur 54 Prozent von ihnen stimmen der Aussage zu.

Dass Frauen seltener in Leitungspositionen gelangen, ist ein Grund für die Entgeltunterschiede. Einen weiteren nennt Reinhard Bispinck, Leiter des Tarifarchivs: "Männer profitieren stärker von der Tarifbindung." Unter ihnen ist der Anteil der nach Tarif bezahlten Beschäftigten größer. Außerdem verschafft ein Tariflohn Männern im Schnitt auch ein größeres Plus gegenüber Beschäftigten mit individuellem Arbeitsvertrag. Wenn es um einen möglichen neuen Job geht, sind die Erwartungen von Frauen und Männern laut Lohnspiegel relativ ähnlich: Beide Geschlechter wünschen vor allem eine unbefristete Anstellung, angenehme Kollegen und ein gutes Gehalt. Der auffälligste Unterschied zeigt sich in der Haltung zur Teilzeit: Frauen ist diese Option deutlich wichtiger.

  • Die Angaben auf der Lohnspiegel-Seite zeigen es: Frauen profitieren seltener von Tarifverträge und haben darum schlechtere Verdienste. Zur Grafik

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