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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Binnennachfrage treibt das Wachstum

Ausgabe 07/2014

Die deutsche Wirtschaft wächst kräftig, weil die Binnennachfrage brummt. Der Mindestlohn trägt dazu bei.

Der Aufschwung kommt. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um durchschnittlich 1,6 Prozent zulegen, 2015 sogar um 2,4 Prozent, prognostiziert das IMK. Ebenso positiv ist aus Sicht der Forscher die veränderte Struktur des Wachstums: Anders als im vergangenen Jahrzehnt hänge es nicht mehr allein am Außenhandel, sondern werde wesentlich vom Konsum und zunehmend von den Investitionen im Inland getragen. Der Hintergrund: Durch stärkere Lohnsteigerungen und die weiter wachsende Beschäftigung belebe sich der Konsum der privaten Haushalte, der lange extrem schwach war. „Deutschland hat endlich wieder gute Aussichten auf einen balancierten Aufschwung, von dem breite Schichten der Bevölkerung profitieren“, sagt Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. Weil sich die Weltwirtschaft erhole und deutsche Unternehmen sehr wettbewerbsfähig seien, lege der Export zu. Der wachsende Konsum im Inland sorge zugleich für zunehmende Importe. „Davon profitieren auch unsere Handelspartner. Die gefährlichen außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte werden so etwas kleiner“, sagt Horn.

Im kommenden Jahr regt der neue Mindestlohn nach Analyse der Forscher die Nachfrage zusätzlich an. So dürften die real verfügbaren Einkommen 2015 um erkleckliche 2,4 Prozent zunehmen, weil sowohl Löhne als auch Gewinne spürbar steigen. Auf Basis der empirischen Forschung gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Mindestlohn zu keinen nennenswerten Beschäftigungseffekten führen wird – zumal die Regierung eine „sehr vorsichtige“ Einführung vorsehe. Die Arbeitslosigkeit werde im Jahresmittel 2015 auf gut 2,8 Millionen sinken.

Allerdings sehen die Wissenschaftler auch gewichtige Risiken. In erster Linie warnen sie vor einer Deflation im Euroraum und einer weiteren kräftigen Aufwertung des Euro – beides Konsequenzen des massiven Sparkurses. Der wird zwar mittlerweile gelockert. Das bestenfalls geringe Wachstum in vielen Krisenstaaten, die hohe Arbeitslosigkeit und hohe Realzinsen begünstigten aber deflationäre Tendenzen. Die Leistungsbilanzüberschüsse, die der Euroraum bei steigenden Exporten und schwächelnden Importen insgesamt erzielt, erhöhten wiederum den Aufwertungsdruck auf den Euro.

Um den Risiken entgegenzusteuern, empfiehlt das IMK, in den Krisenländern neben Staatsanleihen auch Papiere von kleinen und mittleren Unternehmen aufzukaufen, um deren Finanzierungsbedingungen zu verbessern. Zudem sollten in wirtschaftlich stärkeren Euroländern die öffentlichen Investitionen wachsen. In Deutschland sei das unerlässlich, um die Infrastruktur zu modernisieren.

  • Der Aufschwung kommt. 2014 wächst die deutsche Wirtschaft nach der IMK--Prognose um 1,6 und 2015 um 2,4 Prozent. Zur Grafik

IMK Arbeitskreis Konjunktur: Deutschland im Aufschwung – Risiken bleiben (pdf), IMK-Report Nr. 91, April 2014

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