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HBS Böckler Impuls

Altersübergang: Arbeitslos statt Vorruhestand

Ausgabe 08/2013

Die Deutschen arbeiten noch nicht bis 67, sind aber immer länger erwerbstätig – oder auf Stellensuche. Denn während die registrierte Arbeitslosigkeit in den übrigen Altersgruppen zurückging, hat sie unter den Älteren ab 60 Jahren erheblich zugenommen.

Seit mehr als zehn Jahren steigt die Alterserwerbstätigkeit an, konstatieren Sarah Mümken und Martin Brussig vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) in ihrem jüngsten Altersübergangs-Report. „Jede rentennahe Kohorte scheidet etwas später aus dem Erwerbsleben aus als die vorhergehende Kohorte“, schreiben die Wissenschaftler in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung und dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung geförderten Studie. Zudem ist die Arbeitslosenquote in allen Altersgruppen in den vergangenen Jahren zurückgegangen – mit Ausnahme der ältesten. Von 2008 bis 2011 stieg der Anteil der Arbeitslosen an den 60- bis 64-Jährigen Erwerbspersonen von 2,9 auf 7,3 Prozent.

Den Grund für die höhere registrierte Arbeitslosigkeit unter Älteren sehen die Wissenschaftler nicht in einem geschrumpften Stellenangebot. Vielmehr seien es Arbeitsmarkt- und Rentenreformen gewesen, „die den Umfang der stillen Reserve beziehungsweise der verdeckten Arbeitslosigkeit reduziert haben, jedoch nicht das reale Ausmaß der Unterbeschäftigung beeinflusst haben.“ Das heißt: Weil vorruhestandsähnliche Modelle wie die so genannte 58er-Regelung weggefallen sind, ist nun ein größerer Teil der Über-59-Jährigen zur Arbeitssuche gezwungen. Dies stelle die Arbeitsvermittlung vor neue Herausforderungen, so Mümken und Brussig. Denn nun müsse sie ältere Arbeitslose, die über lange Zeit aktiv in den Vorruhestand gedrängt wurden, in eine neue Beschäftigung vermitteln. „Wenn sich die Arbeitsvermittlung nicht daran beteiligt, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auch für ältere Arbeitslose zu erschließen und sie dafür auch zu fördern, verstärkt sich die soziale Schieflage der Rente ab 67“, sagt Brussig.

  • In der höchsten Altersgruppe steigt die Arbeitslosigkeit - entgegen dem allgemeinen Trend. Zur Grafik

Sarah Mümken, Martin Brussig: Arbeitslosigkeit: Unter den 60- bis 64-Jährigen deutlich gestiegen, Altersübergangs-Report 1/2013.

 

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