Forschungsprojekt: Verhaltens- und Verteilungswirkungen von Rentenreformen

Wie beeinflussen Arbeitsmarkt- und Gesundheitsrisiken die Effekte der Rente mit 67?

Projektziel

Das Renteneintrittsalter wird immer wieder diskutiert. Ziel ist es, die sozialpolitischen Folgen einer Anhebung des Renteneintrittsalters, insbesondere der Rente mit 67, empirisch zu analysieren. Im Fokus steht dabei, wie Arbeitslosigkeits- und Gesundheitsrisiken im Zusammenspiel mit den Rentenreformen das Renteneintrittsverhalten beeinflussen und welche Einkommenseffekte damit verbunden sind.

Veröffentlichungen

Geyer, Johannes, 2021. Die Folgen der Corona -. Krise für die Anwartschaften an die gesetzliche Rentenversicherung, Working Paper Forschungsförderung 216, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 39 Seiten.

Geyer, Johannes, Peter Haan, Hermann Buslei, Stefan Etgeton und Salmai Qari, 2021. Verhaltens- und Verteilungswirkungen von Rentenreformen. Wie beeinflussen Arbeitsmarkt- und Gesundheitsrisiken die Effekte der Rente mit 67?, Berlin, 15 Seiten.

Geyer, Johannes, Salmai Qari, Hermann Buslei und Peter Haan, 2021. DySiMo – Dokumentation Version 1.0. Dokumentation Version, DIW Berlin, S. 1-89.

Geyer, Johannes, 2021. Der Einfluss von Rentenreformen auf Zugänge und Zahlbeträge in Erwerbsminderungsrenten –. Modellrechnungen bis 2050, DIW Berlin: Politikberatung kompakt, 164, S. 1-72.

Geyer, Johannes, Peter Haan, Patricia Gallego-Granados und Hermann Buslei, 2019. Rente mit 67: Der Arbeitsmarkt für Ältere wird entscheidend sein, DIW Wochenbericht, 16+17, S. 275-298.

Geyer, Johannes, 2019. Eine weitere Anhebung der Altersgrenzen ohne flankierende Maßnahmen würde ich sehr kritisch sehen: Interview, DIW Wochenbericht, 16+17, S. 284.

Etgeton, Stefan, 2018. The Effect of Pension Reforms on Old-Age Income Inequality, Labour Economics, 53, S. 146-161.

Etgeton, Stefan, 2018. The Impact of Pension Reforms on Income Inequality, Savings, and Health, .

Buslei, Hermann, 2017. Erhöhung der Regelaltersgrenze über 67 Jahre hinaus trägt spürbar zur Konsolidierung der Rentenfinanzen und Sicherung der Alterseinkommen bei, DIW Wochenbericht, 84(48), S. 1090-1097.

Buslei, Hermann, Peter Haan und Daniel Kemptner, 2017. Rente mit 67: Beitragssatz wird stabilisiert – egal, ob tatsächlich länger gearbeitet wird, DIW Wochenbericht, 84(3), S. 60-67.

Weitere Informationen

Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung
https://www.boeckler.de/14_119789.htm

Projektbeschreibung

Kontext

Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist ein wichtiges politisches Ziel. Sie soll helfen, die volkswirtschaftlichen Folgen des demografischen Wandels zu bewältigen. Aus Sicht der Beschäftigten stellt sich die Frage, ob sie länger arbeiten wollen und ob eine Ausdehnung der Lebensarbeitszeit überhaupt im anvisierten Umfang möglich ist. Eine solche Ausdehnung wird auch dadurch beschränkt, dass die Gesundheit mit dem Alter abnimmt und die Wiederbeschäftigungschancen von älteren Arbeitslosen gering sind. Es ist möglich, dass längere Erwerbszeiten zu einer stärkeren Polarisierung im Altersübergang beitragen. Eine Ausweitung der Lebensarbeitszeit wäre damit nur für einen Teil der älteren Beschäftigten realisierbar, andere müssten Abschläge für den vorzeitigen Renteneintritt in Kauf nehmen. Hier setzt dasForschungsprojekt an, das erstmals die langfristigen Verhaltens- und Verteilungseffekte der Rente mit 67 unter Berücksichtigung von Arbeitsmarkt- und Gesundheitsrisiken untersucht.

Fragestellung

Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, die sozialpolitischen Folgen der Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre zu untersuchen und flankierende Reformszenarien zu evaluieren. Es geht darum, empirisch abzuschätzen, welche Personengruppen im Zuge der Rentenreform besonderen Einkommensrisiken gegenüberstehen. Arbeitslosigkeit und gesundheitliche Einschränkungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Im Projekt wird erstens untersucht, welche Rolle Gesundheitsschocks und Arbeitslosigkeitsrisiken für den Rentenzugang spielen. Zweitens werden die mit der Rente mit 67 verbundenen Verteilungseffekte geschätzt. Drittens wird untersucht, wie sich weitere langfristige Rentenreformen in diesem Kontext auswirken. Viertens geht es darum, Risikogruppen zu identifizieren und schließlich mögliche Reformszenarien zu modellieren.

Untersuchungsmethoden

Genutzt wird ein dynamisches Mikrosimulationsmodell (DySiMo), um eine Analyse der Rente mit 67 durchzuführen. DySiMo wird für die Fortschreibung der Bevölkerung, der Haushalte und ihrer Einkommen benötigt. Dieses Modell umfasst auch die Fortschreibung des Rechtsstands und anderer Größen, wie der Parameter des Rentensystems. Verknüpft wird dieses Modell mit einem ökonometrischen Arbeitsmarkt- und Rentenmodell, das das Risiko der Arbeitslosigkeit und von Gesundheitsrisiken explizit berücksichtigt. Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Rentenzugangsentscheidung, allerdings wird dieses Modell auch für die Phasen des Erwerbslebens geschätzt, zu denen noch kein Zugang in Altersrente möglich ist. Damit werden die üblichen ökonomischen Modelle erweitert, in denen insbesondere Arbeitslosigkeit ein selbstgewählter Zustand ist, wobei die Wahlhandlung einer rational kalkulierten Optimierung folgt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisse des Projektes wurden in verschiedenen Publikationen dokumentiert. Über die Laufzeit des Projektes wurden unterschiedliche Fragestellungen im Kontext der Anhebung der Altersgrenzen untersucht. Im Kern geht es (fast) immer darum die Anhebung der Altersgrenzen auf individuelle Risiken zu beziehen und die verteilungspolitischen Folgen der Politiken abzuschätzen. Die Ergebnisse des Projektes fassen sich in einzelnen Beiträgen zusammen, die unabhängig voneinander publiziert wurden. In mehreren Wochenberichten wurde dargestellt, welche Auswirkungen die Anhebung der Altersgrenzen hat. Dabei wurde auch gezeigt, dass sich die sozialpolitischen Risiken für Gruppen mit höheren Arbeitsmarktrisiken erhöhen. Zudem wurden mit DySiMo die jüngsten Reformen der Erwerbsminderung und die Wirkung der Erhöhung der Zurechnungszeit auf die Armutsrisiken dieser Gruppe untersucht. Es zeigt sich, dass die Reformen zwar die Einkommen dieser Gruppe erhöhen, dass aber die Armutsrisiken erheblich bleiben.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Johannes Geyer
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
jgeyer@diw.de

Prof. Dr. Peter Haan
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
phaan@diw.de

Bearbeitung

Hermann Buslei
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
hbuslei@diw.de

Stefan Etgeton
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
setgeton@diw.de

Prof. Dr. Salmai Qari
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
salmai.qari@hwr-berlin.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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