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HBS Böckler Impuls

Gesellschaft: Reichtum rückt nach rechts

Ausgabe 06/2014

Geld macht konservativ. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Studie zu den Auswirkungen von Lottogewinnen.

Dass es einen Zusammenhang zwischen Wohlstand und Weltanschauung gibt, ist gut dokumentiert: Zahlreiche Studien hätten gezeigt, dass Reiche in ihren politischen Überzeugungen stärker nach rechts tendieren als Arme, schreiben Nattavudh Powdthavee und Andrew J. Oswald. Fraglich sei dabei allerdings, was Ursache und was Wirkung ist: Führen konservative Ansichten dazu, dass Menschen mehr verdienen? Oder führt ein hohes Einkommen dazu, dass Menschen konservative Ansichten entwickeln? Um zur Klärung dieser Frage beizutragen, haben die Ökonomen von der London School of Economics und der Universität Warwick Daten über Lottogewinner ausgewertet. Der Grundgedanke dahinter: Erfolge in Lotterien sind reiner Zufall und hängen nicht von persönlichen Eigenschaften oder Leistungen des Spielers ab. Die Weltanschauung sollte die Gewinnwahrscheinlichkeit also nicht beeinflussen. Das heißt: Wenn Erfolg im Lotto mit einer Änderung bei der ideologischen Überzeugung einhergeht, ist anzunehmen, dass das zusätzliche Einkommen die Ursache der Einstellungsänderung ist und nicht umgekehrt.

Für ihre Untersuchung konnten Powdthavee und Oswald auf etwa 9.000 Angaben von Teilnehmern des British Household Panel Survey (BHPS) zurückgreifen, die mindestens einmal Glück im Lotto hatten. Aus den Antworten zur Parteipräferenz haben die Forscher eine Skala für die politische Orientierung entwickelt, die von 1 – sehr starke Unterstützung für die Labour-Partei – bis 7 – sehr starke Unterstützung für die Konservative Partei – reicht. Vergleicht man die Werte vor und nach einem Lottogewinn, zeigt sich ein signifikanter Rechtsdrall – auch dann, wenn Faktoren wie das Einkommen, das Geschlecht, das Alter oder die Bildung herausgerechnet werden. Dabei gilt: Je höher der Gewinnbetrag ausfällt, desto stärker nimmt die Sympathie für die Konservativen zu. Analog wirken sich Lottogewinne auf die Überzeugung aus, dass der gesellschaftliche Reichtum fair verteilt ist. Offenbar, so die Autoren, gibt es also einen kausalen Zusammenhang zwischen Einkommen und politischer Überzeugung.

Nattavudh Powdthavee, Andrew J. Oswald: Does Money Make People Right-Wing and Inegalitarian? A Longitudinal Study of Lottery Winners, IZA Discussion Paper Nr. 7934, Januar 2014

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