Projektbeschreibung
Kontext
Die Tarifparteien in der Hafenwirtschaft haben in Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsminister und der Bundesagentur für Arbeit 2006 eine Qualifizierungsoffensive verabredet. Bis 2012 sollten insgesamt 2.800 (Langzeit-)Arbeitslose qualifiziert werden, um den prognostizierten Fachkräftebedarf zu decken. Den Teilnehmenden wurde bei erfolgreichem Abschluss der Qualifizierung von den Unternehmen die Übernahme zugesagt. Die Agentur für Arbeit übernahm die Kosten für die Qualifizierungen.
Die Prognosen bezüglich des zukünftigen Fachkräftebedarfs hatten auch in der wirtschaftlichen Krise 2009/2010 nicht an Bedeutung verloren. Dennoch wurden die Prioritäten in den Unternehmen neu definiert. Um die Krise zu überbrücken und gleichzeitig die Chancen langfristiger Wachstumsperspektiven mit der konjunkturellen Erholung wahrnehmen zu können, haben Unternehmen der Hafenwirtschaft geringer qualifizierten Beschäftigten Qualifizierungsangebote im Zusammenhang mit Unterbeschäftigung gemacht.
Fragestellung
Im Forschungsprojekt wurden die durchgeführten Qualifizierungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer arbeitsmarkt-, integrations- und bildungspolitischen Wirkung und Funktionalität untersucht. Es wurden die Potentiale, aber auch die Grenzen der verschiedenen Qualifizierungsmaßnahmen herausgearbeitet. Personen, die auf dem Arbeitsmarkt und in der beruflichen Weiterbildung als benachteiligt gelten, sollten von den Angeboten im besonderen Maße profitieren. Daher wurde untersucht, welche Personen tatsächlich berücksichtigt wurden, wie die Qualifizierungen konzipiert und umgesetzt wurden, welche Probleme zu bewältigen waren und welche Unterstützungsangebote nötig und geeignet sind, die Gefahr des Scheiterns für Teilnehmende und ausbildende Unternehmen zu vermindern. Des Weiteren wurden die betrieblichen Arrangements und insbesondere die Rolle der Betriebsräte betrachtet und die Übertragbarkeit in andere Branchen und Betrieb ausgelotet.
Untersuchungsmethoden
Das Herzstück der Untersuchung bildete die Qualifizierung zur Fachkraft für Hafenlogistik, einem anerkannten Beruf, die an drei Hafenstandorten von insgesamt fünf Unternehmen durchgeführt wurde. Es wurde ein Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden angewandt. Interviews mit Expertinnen und Experten der Tarifparteien, Unternehmen, Betriebsräte und kooperierenden Stellen (Arbeitsagentur, Bildungsträger, flankierende Unterstützungseinrichtung) vermitteln Erkenntnisse zur Konzeption, Umsetzung und Wirkung der Maßnahmen. Diese werden durch quantitative Erhebungen und Dokumentenanalysen zum Sozialprofil, zur Auswahl, zum Verlauf und Erfolg der Ausbildung ergänzt, um Zugänge, berücksichtigte Teilnehmergruppen und Verbleib zu analysieren. Interviews mit Teilnehmenden haben vertiefende Erkenntnisse über die 'Vorgeschichten' und Problemlagen der Teilnehmenden erschlossen sowie Unterstützungsbedarfe offen gelegt.
Darstellung der Ergebnisse
Das (in der Krise modifizierte) Ziel der Qualifizierungsoffensive wurde weitgehend erreicht. Begünstigt wurden Entwicklung und Umsetzung der Qualifizierungsoffensive durch die engen und überschaubaren Kommunikations- und Kooperationszusammenhänge in der Hafenwirtschaft zwischen Unternehmen, Gewerkschaft und Agentur für Arbeit. Dabei spielt die wechselseitige Nutzenerwartung zwischen Arbeitsagentur und Unternehmen eine zentrale Rolle. Die Beschäftigungszusage der Hafenbetriebe bewirkt ein weit reichendes finanzielles Engagement der Agentur.
Die beteiligten Akteure versuchen, die mit der Qualifizierungsoffensive - insbesondere mit der Klientel der Langzeitarbeitslosen - verbundenen Risiken gleichsam durch eine Doppelstrategie zu begrenzen, nämlich durch eine spezifische Auswahl der Teilnehmenden einerseits und eine flankierende Unterstützung der Betriebe und Teilnehmenden durch einen unabhängigen Dritten andererseits.
Insgesamt zeigte sich, dass durch die Qualifizierungsoffensive Arbeitslose nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt integriert, Beschäftigung gesichert sowie eher bildungsferne Personen in Prozesse der beruflichen Weiterbildung eingebunden werden konnten.