Forschungsprojekt: Arbeit und Prekarität

. Ermittlung der Regulierungserfordernisse bei atypischen Beschäftigungsverhältnissen

Projektziel

Im Rahmen der Literatur- und Datenanalyse "Arbeit und Prekarität" wurden qualitative und quantitative Untersuchungen zum Prekaritätspotential atypischer Arbeitsverhältnisse ausgewertet und für die betriebliche Praxis aufbereitet. Der Schwerpunkt lag auf der Identifikation von Merkmalen, die auf ein erhöhtes Prekaritätspotential in atypischen Beschäftigungsverhältnissen hindeuten.

Projektbeschreibung

Kontext

Seit den 80er Jahren steigt die Verbreitung von Arbeitsverhältnissen, die mit einem höheren Unsicherheitspotential einhergehen, als das klassische Normalarbeitsverhältnis. Diese - meist atypisch genannten Arbeitsverhältnisse, beispielsweise geringfügige, befristete oder Leiharbeitsverhältnisse - gehen häufig mit einem nicht existenzsichernden oder einem deutlich niedrigeren Einkommen für gleiche bzw. gleichwertige Arbeit einher. Zudem gelten viele soziale Rechte und Arbeitnehmerrechte nicht oder nur eingeschränkt, z. B. der Kündigungsschutz, der Sozialversicherungsschutz, das Recht auf Mutterschutz und einige Mitbestimmungsrechte. Insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Arbeitslosigkeit bedeutet dies für die Beschäftigten vielfach Unsicherheit bzw. Verunsicherung, faktische Rechtlosigkeit und vor allem keine längerfristige Planungssicherheit für das eigene Leben.

Fragestellung

Die Zielsetzung des Projekts besteht in einer, für die betriebliche Praxis verständlichen, Aufarbeitung des soziologischen und arbeitspsychologischen Forschungsstandes zum Prekaritätspotential von atypischen Arbeitsverhältnissen. In den Blick genommen wird zum einen die besondere Arbeits-, Einkommens- und Lebenssituation von Beschäftigten in atypischen Arbeitsverhältnissen, zum anderen wird nach den möglichen Folgewirkungen (wie Lohndumping, Unsicherheit, Arbeitnehmerrechte, etc.) gefragt. Dieser praxisnahe Forschungstransfer soll eine breite betriebliche Diskussion der Gestaltungserfordernisse neuer Arbeitsformen ermöglichen und Ansatzpunkte für Regulierungsmöglichkeiten benennen. Aus diesem Grund werden die Befunde, wo immer es das vorliegende Datenmaterial zuließ, auf den Organisationsbereich einer Gewerkschaft, nämlich der Industriegewerkschaft Metall, zugespitzt. Am Beispiel der Regulierung von Leiharbeit in Frankreich werden staatliche Regulierungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Untersuchungsmethoden

Literatur- und Datenanalyse: Auswertung und Aufbereitung qualitativer und quantitativer Untersuchungen zum Prekaritätspotential atypischer Arbeitsverhältnisse. Teilweise werden die Ergebnisse der personenspezifischen Untersuchungen mit den Ergebnissen von Betriebsbefragungen (Betriebspanel) inhaltlich verknüpft.

Darstellung der Ergebnisse

Sowohl die Zahl als auch der Anteil der befristeten, geringfügigen und Leiharbeitsverhältnisse sind - vor allem seit Mitte der 90er Jahre - angestiegen. Diese Entwicklungen wurden durch den Gesetzgeber erst ermöglicht bzw. gefördert.

Die Behauptung, diese Beschäftigungsverhältnisse seien eine Brücke in stabile Beschäftigung, wird durch die Untersuchung stark in Frage gestellt. Vielmehr werden Einkommensdiskriminierung, Ungleichbehandlung beim Gesundheitsschutz sowie bei den Mitbestimmungsrechten, Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten belegt.

Auch der These, atypische Arbeitsverhältnisse seien zwingend erforderlich, um eine flexible Produktion zu ermöglichen, wird widersprochen. Vielmehr hebt die Untersuchung die Bedeutung von direkten und indirekten Lohnkostenvorteilen (z.B. durch Lohndumping) sowie das Zurückdrängen von Mitbestimmungsrechten - unabhängig von den Erfordernissen einer flexiblen Produktion - hervor.

Am Beispiel Frankreichs, das für Zeitarbeit gleiche Arbeits- und Entgeltbedingungen, eine Prekaritätsprämie sowie ein Verbot von gesundheitsgefährdenden Arbeiten regelt, werden mögliche Ansatzpunkte zur gesetzlichen Regulierung aufgezeigt.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dipl.-Soz. Tatjana Fuchs
Gesellschaft für Gute Arbeit mbH

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung