Forschungsprojekt: Einstellung zu Flexicurity

Flexibilisierung und soziale Sicherheit - Eine empirische Untersuchung von Einstellungen zu Flexicurity-Maßnahmen

Projektziel

Das Projekt untersucht, was erwerbsfähige Frauen und Männer in Deutschland mit Flexibilisierung verbinden, wie diese in ihren Alltag eingreift, welche Unsicherheiten sie dabei erfahren und welche Sicherungen sie sich wünschen. In der empirischen Untersuchung wurden 2000 Männer und Frauen mit einem standardisierten Erhebungsinstrument befragt.

Veröffentlichungen

Ebert, Michael, Steffen Kühnel und Ilona Ostner, 2009. Flexibilisierung und soziale Sicherheit: Eine empirische Untersuchung von Einstellungen zu Flexicurity-Maßnahmen, Göttingen, 217 Seiten.

Ebert, Michael, Steffen Kühnle und Ilona Ostner, 2005. Sicherheit und Flexibilität - Die Akzeptanz flexibler Beschäftigungsverhältnisse und der Wunsch nach neuer Sicherheit bei Frauen und Männern, In: Martin Kronauer; Gudrun Linne (Hrsg.), Flexicurity: Die Suche nach Sicherheit in der Flexibiltät, Berlin: edition sigma, S. 317-344.

Projektbeschreibung

Kontext

Die beschäftigungspolitische Diskussion will mit dem Konzept der Flexicurity betriebliche Forderungen nach Flexibilisierung mit den Bedürfnissen der Beschäftigten nach sozialer Sicherheit versöhnen. Typische Maßnahmen sind Kompensationen für atypische Arbeit, z.B. Grundsicherungen, Übergänge in beide Richtungen zwischen Voll- und Teilzeitarbeit, auch zwischen Nichtbeschäftigung und Beschäftigung, damit verbunden Kombinationen von Markt- und Transfereinkommen, Formen beschäftigungssichernder Arbeitszeitpolitik, insbesondere Kontenmodelle, die Verknüpfung von lebenslanger Weiterbildung und Job-Rotation.

Nicht alle Folgen von Flexibilisierung lassen sich klassisch sozialpolitisch kompensieren. Und nicht alle Folgen werden von allen Betroffenen auch als problematisch angesehen. Einige Gruppen verbinden spezifische Vorteile mit der Flexibilisierung; andere wünschen sich neue Sicherungen jenseits eines größeren objektiven Bedarfs.

Fragestellung

Im Mittelpunkt unserer Untersuchung stand die Frage nach den Folgen der Flexibilisierung der Arbeit für die Sicherheitserfahrung und die Sicherungsbedarfe der erwerbsfähigen beschäftigten und nichtbeschäftigten Bevölkerung. Wir interessierten uns für die Sicht der Bürger und wollten wissen,

- wie erwerbsfähige Frauen und Männer in unterschiedlichen Lebens- und Arbeitssituationen Flexibilisierung wahrnehmen und bewerten;

- inwieweit sie mit der Flexibilisierung der Beschäftigung überhaupt Unsicherheitserfahrungen verbinden - mit Blick auf Erwerbs- und Einkommenschancen sowie ihre private Lebensführung - und

- welche Unsicherheiten jeweils von ihnen wahrgenommen werden;

- inwieweit sie einen Bedarf an veränderten oder neuen Formen der Absicherung der Risiken, die mit veränderten Beschäftigungsverhältnissen verbunden sind, sehen und

- ob sie aktuelle Vorschläge kennen und wie sie diese bewerten.

Untersuchungsmethoden

Die Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die Stichprobe auf einer Zufallsauswahl von 2000 deutschsprachigen Haushalten mit Telefonanschluss aus der Wohnbevölkerung der Bundesrepublik. Mit Hilfe des RLD-Verfahrens wurde eine zufällige Auswahl aller Haushalte kontaktiert. Haushalte aus den neuen Ländern sind beabsichtigt überproportional vertreten. Die Telefoninterviews dauerten zwischen 20 und 30 Minuten. Erfragt wurden zunächst, neben einer Reihe von demographischen Informationen, Erfahrungen der befragten Person und/oder weiterer Haushaltsmitglieder mit befristeten Arbeitsverträgen, Leiharbeit, Teilzeitarbeit und unregelmäßigen Arbeitszeiten, ferner die erfahrenen oder vermuteten negativen Auswirkungen dieser flexiblen Beschäftigungsverhältnisse, schließlich die Beurteilung von implementierten oder diskutierten Flexicurity-Maßnahmen.

Darstellung der Ergebnisse

Das Normalarbeitsverhältnis ist für die befragten Personen handlungsleitende Norm geblieben, auch bei Personen, deren Erwerbsbiografie weit von dieser Norm abweicht. Die Befragten bewerten die atypische Teilzeitarbeit sehr viel besser als die Leiharbeit und Befristung; vor allem Männer sehen wenig Sicherungsbedarf im Fall der Teilzeit. Vermutlich wird die Teilzeitarbeit von vielen Befragten in erster Linie als verkürzte Vollzeit und damit als der "Normalarbeit" recht vergleichbar angesehen. Auch in unserer Studie sind Männer zögerlicher als Frauen, in Teilzeit zu arbeiten. Befristete Beschäftigung und Leiharbeit werden von allen mit erheblichen Nachteilen verknüpft. Ostdeutsche sehen insgesamt etwas höhere Sicherheitsbedarfe als Westdeutsche, sie begrüßen auch in höherem Maße als letztere die von uns vorgeschlagenen Flexicurity-Maßnahmen. "Selbstsicherheit" scheint die Einstellungen stärker zu beeinflussen als es alle anderen - auch harte - Faktoren tun.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Steffen Kühnel
Georg-August-Universität Göttingen
Methodenzentr. Sozialwissensch. MZS

Prof. Dr. Ilona Ostner

Bearbeitung

Michael Ebert

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung