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Leerstellen der Gegenwartskunst: Ästhetik des Asozialen

Kein Mensch ist asozial. Aber es gibt Verhältnisse, die es sind. Bilder solcher Verhältnisse sind selten in der Kunst der Gegenwart - auffallend selten. Warum ist das so? Und welche Qualitäten entwickeln diejenigen Fotografien, Videos und Installationen, die sie trotzdem zum Thema machen? Am Beispiel von Arbeiten u.a. von Tracy Emin, Nan Goldin, Thomas Hirschhorn, Boris Mikhailov, Santiago Sierra und Hito Steyerl untersucht Steffen Zillig die Darstellung von Armut in der zeitgenössischen Kunst und geht ebenso wichtigen wie unangenehmen Fragen auf den Grund: Warum sind die Lebensverhältnisse der untersten Gesellschaftsschichten so selten Gegenstand von zeitgenössischer Kunst? Und wenn sie es doch einmal sind: Wie werden sie präsentiert? Welche Herausforderungen und Ambivalenzen sind damit verbunden? Darf ich diese Kunstwerke interessant finden - vielleicht sogar schön? Oder ist das zynisch? Steffen Zillig behandelt in seiner interdisziplinär angelegten Untersuchung an der Schnittstelle von Kunstwissenschaft, Philosophie und Soziologie das eigentu¨mliche Verhältnis einer nach wie vor bu¨rgerlich geprägten Gegenwartskunst zu jenen Menschen, die am äußersten Rand der Gesellschaft stehen. Dieses Buch kann daher auch als ein kritischer Beitrag zur aufkeimenden Debatte um Klasse und »Klassismus« gelesen werden, es diskutiert daru¨ber hinaus das Verhältnis zwischen ku¨nstlerischer Autonomie und etwaigen moralischen Verpflichtungen ku¨nstlerischen Schaffens. Eine Spurensuche jenseits abgesicherter Diskurse, welche auf sozialer Exklusion basierende Mechanismen des Kunstbetriebs aufdeckt und etablierte Verhaltensmuster in Frage stellt.

Quelle

Zillig, Steffen: Ästhetik des Asozialen
Leerstellen der Gegenwartskunst, Fürth, ISBN: 978-3-922895-60-2, 240 Seiten

Dissertation, Hochschule für bildende Künste, Hamburg, 2021

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