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Report

Die Rolle der Ungleichheit: Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise (III)

An important underlying cause of the current crisis is the rise in income inequality in many countries. While this link is highlighted by many internationally respected economists, it has not received much attention so far in the public debate in Germany. In the USA, many lower income households have been able for a long time to compensate stagnating real incomes by increasingly taking up debt. This explains how private consumption could be the main driving force of economic growth in the USA. By contrast, in Germany most households responded to low compensation growth and cuts in social services by constraining their consumption expenditures. This explains the weak domestic demand in Germany in the recent past. While wage restraint boosted German exports of goods and services, this also implied large capital exports and a strong orientation of the financial system towards foreign markets. With the current crisis, both the US and the German growth models are exhausted. New policies directed towards a more equitable distribution of income will be a necessary condition for balanced and stable growth at both the national and international level.

Eine zentrale Ursache der aktuellen Krise, die von international renommierten Ökonomen betont wird aber in der öffentlichen Debatte in Deutschland noch wenig Beachtung findet, ist die rasante Zunahme der Einkommensungleichheit in vielen Industrieländern, aber auch in einigen Schwellenländern. In den USA haben viele Privathaushalte - unterstützt durch ein dereguliertes Finanzsystem - auf stagnierende Realeinkommen mit einer immer ausgedehnteren Kreditaufnahme reagiert. Nur so konnte der private Konsum über Jahre hinweg zur tragenden Stütze des Wirtschaftswachstums in den USA werden. Anders in Deutschland: Hier haben die schwache Lohnentwicklung und sozialpolitische Einschnitte nicht zu erhöhter Verschuldung, sondern zu Konsumverzicht geführt, dessen Ergebnis eine anhaltende binnenwirtschaftliche Wachstumsschwäche war. Spiegelbild der extremen, durch schwache Lohnzuwächse unterstützten Exportsteigerungen der deutschen Wirtschaft waren hohe Kapitalexporte sowie eine starke (und riskante) Auslandsorientierung des Bankensektors. Mit der aktuellen Krise sind beide Wachstumsmodelle an offensichtliche Grenzen gelangt. Ein Richtungswechsel in der Verteilungspolitik ist eine notwendige Bedingung für die künftige gesamtwirtschaftliche Stabilität der deutschen und auch der globalen Wirtschaft.

Quelle

Horn, Gustav A.; Dröge, Katharina; Sturn, Simon; Treeck, Till van; Zwiener, Rudolf: Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise (III)
IMK Report, Düsseldorf, 23 Seiten

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