Forschungsprojekt: Wearable Computing in der Fertigung und Logistik

Neue Gestaltungsherausforderungen an Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung

Projektziel

Wearable Computing (am Körper getragene Anwendungen wie Smart Watches, vernetzte Textilien oder Datenbrillen) ist ein wichtiges Element von Industrie 4.0. Vernetzte Wearables stellen Beschäftigten situativ und tätigkeitsbezogen Informationen zur Verfügung, erfassen aber auch permanent Daten zur Arbeitsausführung. Das Projekt untersucht deren Anwendung und Auswirkungen auf die Arbeitsqualität.

Veröffentlichungen

Krzywdzinski, Martin, Sabine Pfeiffer, Maren Evers und Christine Gerber, 2022. Die Vermessung der Arbeitswelt. Wearables und digitale Assistenzsysteme in Fertigung und Logistik, Study 475, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 175 Seiten.

Krzywdzinski, Martin, Sabine Pfeiffer, Maren Evers und Christine Gerber, 2022. Measuring work and workers: Wearables and digital assistance systems in manufacturing and logistics. WZB Discussion Paper, SP III 2022-301, Working Paper, Mannheim: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim, 117 Seiten.

Evers, Maren, Martin Krzywdzinski und Sabine Pfeiffer, 2019. Wearable Computing im Betrieb gestalten. Rolle und Perspektiven der Lösungsentwickler im Prozess der Arbeitsgestaltung, ARBEIT, 1, S. 3-27.

Projektbeschreibung

Kontext

Wearable Computing wird zunehmend als ein Element der Industrie 4.0 eingesetzt, seine Auswirkungen auf Arbeit sind aber bislang kaum erforscht. Wearables sind nicht sehr investitionsintensiv, so dass sich hier die Veränderungen der Arbeitswelt durch Digitalisierung möglicherweise besonders schnell zeigen und untersucht werden können. Das Wearable Computing ermöglicht dabei sehr unterschiedliche Gestaltungsoptionen im Hinblick auf Arbeit: vernetzte Wearables können den Beschäftigten sehr flexibel und situativ und tätigkeitsbezogen Informationen zur Verfügung stellen, erfassen aber andererseits permanent Daten über die Arbeitsausführung. Sie können zur Aufwertung der Arbeit und Einbeziehung der Beschäftigten, aber auch zur Standardisierung und Kontrolle genutzt werden.

Fragestellung

Das Forschungsprojekt fokussiert vor diesem Hintergrund zwei zentrale Fragen:

1. Welche Gestaltungsoptionen werden bei dem Einsatz des Wearable Computing in Betrieben verfolgt?

2. Wie wirken sich die unterschiedlichen Einsatzformen auf die Qualität der Arbeit aus?

Wir erwarten, dass die Auswirkungen der Nutzung von Wearables im Arbeitsprozess insbesondere von vier Faktoren abhängen: den Gestaltungsvorstellungen der relevanten Akteure (Lösungsanbieter/Start-ups, Planung, Betriebsrat, Mitarbeiter...), dem Einführungsprozess und insbesondere dem Umfang der Einbeziehung der Arbeitnehmervertretung, den Produktionssystemen der Unternehmen sowie den lebensweltlichen Erfahrungen der Mitarbeiter mit Wearables (so nutzen gerade jüngere Beschäftigte Wearables privat und bringen sie teilweise zur Arbeit mit).

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsdesign ist explorativ angelegt und beinhaltet

(1) Desktop Research zur Typologie, Einsatzgebieten und Verbreitung von Wearables sowie zu Verbindungen zu Big Data (Potenzial- und Verbreitungsanalyse);

(2) Qualitative Experteninterviews mit Technik-Entwickler/innen bei Anbietern und Start-ups für Wearables und von darauf zielenden Big Data-Anwendungen (Leitbildanalyse);

(3) Betriebsfallstudien in Unternehmen mit typischen Anwendungsfällen (Einsatz- und Gestaltungsanalyse);

(4) Quantitative Onlinebefragung von Beschäftigten über Akzeptanz von Wearables (Beschäftigtenanalyse).

Darstellung der Ergebnisse

Die Untersuchung zeigt unterschiedliche Einsatzformen von Wearables in Betrieben. In der Logistik dominieren Ansätze, bei denen Standardisierung und Kontrolle der Arbeit im Fokus steht. In der Fertigung dominieren Ziele einer stärkeren Flexibilisierung des Arbeitseinsatze. Deutlich wird die Bedeutung der Mitbestimmung nicht nur bei Fragen der Technikeinführung, sondern auch bei der Leistungsregulierung allgemein für eine menschenzentrierte Gestaltung von digitalen Assistenzsystemen und Wearables. Ein bemerkenswertes Ergebnis ist die relativ große Akzeptanz der Wearables-Technologien, selbst in stark standardisierten Prozessen. Konflikte gibt es wenig, was auch an der Rolle der Betriebsräte bei der Sicherung von Kriterien des Datenschutzes und der Verhinderung von Leistungs- und Verhaltenskontrolle liegt. Denn die Akzeptanz der Wearables hat sehr eindeutige Bedingungen. Beschäftigte sind dann bereit, ihre Bewegungen, körperlichen Zustände und auch Emotionen durch Wearables messen zu lassen, wenn sie die Kontrolle über die Daten und die Nutzung behalten und wenn dies für die Arbeit einen klaren Nutzen hat – vor allem im Hinblick auf Entlastung und Erleichterung der Arbeit.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Martin Krzywdzinski
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung GmbH (WZB)
martin.krzywdzinski@wzb.eu

Prof. Dr. Sabine Pfeiffer
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Lehrstuhl für Soziologie
Nuremberg Campus of Technology (NCT)
sabine.pfeiffer@fau.de

Bearbeitung

Maximilian Held
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Lehrstuhl für Soziologie
maximilian.held@fau.de

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Saskia-Freye@boeckler.de

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