Forschungsprojekt: Verbale Übergriffe im Arbeitsalltag mit Bürgerkontakt

Der individuelle und organisationale Umgang in staatlichen Behörden

Projektziel

Die gegenwärtige Gesellschaft ist durch vielschichtige Prozesse der Desintegration und der Pluralisierung von Lebenswelten sowie Mikroaggressionen und Konflikten gekennzeichnet. Das Forschungsprojekt untersucht die kommunikative Begegnung von Bürger*innen mit Vertreter*innen von Ämtern, Behörden und Rettungsdiensten.

Veröffentlichungen

Schützeichel, Rainer, Matthias Weber und Artur Dietz, 2024. Akademisierungsprozesse und ihre Konsequenzen im Professionsfeld der Rettungsdienste, In: Mitterle, Alexander; Matthies, Annemarie; Maiwald, Annett; Schubert, Christoph (Hrsg.), Akademisierung – Professionalisierung. Zum Verhältnis von Hochschulbildung, akademischem Wissen und Arbeitswelt, Wiesbaden, S. 1-2.

Grutzpalk, Jonas, 2023. Polizei ist, was poliziert. Zur Zukunft des Polizeibegriffes, Polizei . Wissen ., 2022(2), S. 43-45.

Projektbeschreibung

Kontext

Ein Blick in die Tageszeitungen genügt vollauf, um zu sehen, dass - eskalierend in Zeiten der Corona-Pandemie - die Kommunikation zwischen Vertreter*innen von Ämtern und Behörden oder Rettungs- und Sanitätsdiensten einerseits und Bürgern oder Betroffenen andererseits zunehmend durch physische und symbolische Gewalt gekennzeichnet ist. Rettungssanitäter*Innen, Polizeibeamt*innen und Vertreter*innen von kommunalen Behörden werden Opfer von entwürdigenden, demütigenden, beschämenden Kommunikationspraktiken. Das Projekt untersucht die Dynamiken in diesen Beziehungen am Beispiel der Evokation wie der Ausübung verbaler Gewalt und befasst sich mit den Möglichkeiten personaler wie organisationaler Resilienz und entsprechenden Versuchen der Konfliktdeeskalation. Zum Forschungsgegenstand gehören aber auch die allgemeinen gesellschaftlichen Tendenzen, die zu solchen Artikulationen symbolischer Gewalt führen, wie auch die behördlichen Performanzen, die solche begünstigen können.

Fragestellung

Das Forschungsprojekt untersucht sowohl die situativen Anlässe und Erscheinungsformen von verbalen Übergriffen und symbolischer Gewalt, ihren personalen, organisationalen und professionalen Umgang mit ihr, als auch die sie unterstützenden sozialen Strukturen und Prozesse. Dies impliziert die folgenden spezifischen Fragestellungen:

- Wie sind die Situationen gekennzeichnet, in denen sich verbale Übergriffe ereignen?

- Unter welchen Umständen und in welcher Perspektive werden verbale Übergriffe als Entwürdigungen und Demütigungen erlebt und als solche beabsichtigt?

- Wie ist der Umgang der Betroffenen mit solchen Akten kommunikativer Gewalt? Wie ist der emotionale Umgang mit ihnen? Hängt die Bewältigung und emotionale Erfahrung von dem individuellen professionalen Habitus ab?

- Wie ist der Umgang der Behörden und Organisationen mit solchen alltäglichen Mikroaggressionen?

- Wie können Maßnahmen im Sinne einer Stärkung der Resilienz und der Deeskalation eingeleitet werden?

Untersuchungsmethoden

Entsprechend der Multiplizität der Forschungsfragen wird ein Multi-Methods-Design angelegt, welches die folgenden Erhebungs- und Auswertungsmethoden umfasst:

- Teilnehmende bzw. ethnographische Beobachtungen im Hinblick auf die Analyse der Situationen, in denen sich verbale Übergriffe ereignen.

- Qualitative Interviewtechniken (narratives Interview und Leitfadeninterviews) im Hinblick auf die Situationsbeschreibungen aus der Perspektive der Betroffenen und Experteninterviews zur Analyse von behördlichen und organisationalen Maßnahmen.

- Inhaltsanalytische Techniken zur Aufbereitung der organisationalen Leitbildern und Verfügungen.

- Standardisierte Untersuchungen zur Erhebung von Kennziffern in ausgewählten Regionen und lokalen bzw. städtischen Milieus.

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