Projektbeschreibung
Kontext
In den letzten Jahren erfuhr die Debatte über Menschen auf der Flucht deutschlandweit eine sehr hohe Aufmerksamkeit. Ausgelöst durch sich verschärfende gesellschaftliche, politische und ökonomische Notlagen kamen im Jahr 2015 und den folgenden Jahren mehr Menschen als in den Jahrzehnten zuvor in der Bundesrepublik an. Viele der neu Angekommenen sind junge Menschen. In den Feldern der Sozialen Arbeit, der Unterbringung, der Sprach- und Integrationskurse, der schulischen Strukturen und schließlich auch in den Übergangsangeboten in eine berufliche Ausbildung wurden aufgrund dessen neue und herausfordernde Handlungsbedarfe sichtbar. Sie verweisen damit auch auf die Dringlichkeit einer praxisbezogenen Forschung zu Problemen des Berufseinstiegs von geflüchteten Menschen. Wie diese Übergangssituationen durch die geflüchteten Menschen selbst und durch die Unterstützung von professionellen Strukturen gelingend gestaltet werden kann, ist hierbei noch weitgehend unerforscht.
Fragestellung
Die zentrale Forschungsfrage ist, welche Orientierungen, Lernprozesse und Handlungsstrategien junge geflüchtete Menschen unter 25 Jahren im Übergang zu einer beruflichen Tätigkeit in ihrem sozialen Kontext entwickeln. Welche Erfahrungen machen sie mit Unterstützungssystemen und welche Erfahrungen machen Unterstützungssysteme und Gewerkschaften mit ihnen? Welche Chancen und Perspektiven, aber auch Problemlagen werden in diesen Übergängen sichtbar?
Untersuchungsmethoden
Im Mittelpunkt der qualitativen Studie standen junge geflüchtete Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen oder an der Schwelle zu einem Ausbildungsplatz stehen. Es handelt sich damit vor allem um Personen mit einer Bleibeperspektive. Den Kern der Untersuchung bilden zwölf Fallstudien, die nach unterschiedlichen soziale Kontexten (Berufliche Schule, Wohnheim, ländlicher Raum, urbane Stadtgesellschaft) aufgeteilt wurden und mittels dokumentarischer Methode ausgewertet wurden. Die Studie bezog regionale Unterstützungseinrichtungen und Initiativen mit ein, die Angebote für geflüchtete Menschen bereitstellen oder begleiten. Hierbei wurden insgesamt 16 Expert_inneninterviews geführt und ethnographische Beobachtungen durchgeführt. Konkret ging es um die Erfahrungen, welche die verschiedenen Kontaktstellen mit der Arbeitssuche von Geflüchteten machen und gemacht haben und wie Einrichtungen und Umfeld hierbei unterstützend tätig wurden.
Darstellung der Ergebnisse
Den Kern des Projektes bildeten zwölf Fallstudien von jungen Geflüchteten. Sie zeigen den unterschiedlichen Umgang mit den einschränkenden Verhältnissen, in denen sich die jungen Menschen befinden. In der Auswertung ging es aber nicht nur darum, individuelle Verläufe zu rekonstruieren, sondern darum, verallgemeinerbare Problematiken in den Handlungsstrategien und Orientierungen herauszuarbeiten. Zentral war die Änderung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Geflüchtete wie Unterstützer_innen setzen Spracherwerb und Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten zentral. Sie thematisieren allerdings die Schwierigkeiten, Firmen und Betriebe für die Ausbildungen zu finden. Zumeist wird dies an der Sprache festgemacht, aber durchaus auch mit Rassismus und Abwertungen in der Arbeitswelt begründet. Damit rückt das Warten als oftmals unerträglicher Zustand in den Mittelpunkt vieler Lebenslagen. Hierbei kann es für einige Geflüchtete hilfreich sein, sich in einem festen Korsett einer Einrichtung aufzuhalten, die Stabilität und zwischenmenschliche Kontakte erleichtert, andere wiederum setzen die Möglichkeit des Zugangs zu städtischen Angeboten und Freizeitbeschäftigungen zentral.