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: Primäre Arbeitspolitik und Gewerkschaften im Gesundheitswesen

Der Streik der Krankenhausärztinnen entwickelte sich nach dem Ausscheiden der Tarifgemeinschaft der Länder aus den Verhandlungen um den TvöD im Sommer 2005 aus selbstorganisierten Aktivitäten junger KrankenhausärtzInnen neben Abwehrkämpfen von ver.di-Mitgliedern aus anderen Berufsgruppen. Er mündete schließlich in die Streiks um einen arztspezifischen Tarifvertrag, zunächst an den Universitätskliniken, dann auch den kommunalen Krankenhäusern, im Frühjahr und Sommer 2006, an deren Spitze sich der Marburger Bund stellte. Die Verschlechterungen der Arbeitsbedingungenn junger Krankenhausärzte (befristete Arbeitsverträge, Arbeitszeiten, Gehälter, Zunahme arztfremder Tätigkeiten), veränderte Karriereperspektiven (Lebensarbeitsplatz Krankenhaus) und auch Veränderungen in der professionellen Rolle von Krankenhausärzten (auf dem Weg zum "Facharbeiter der Gesundheitswirtschaft") haben sich als wesentliche, hinter dem Konfliktanlass verborgene, Konfliktursachen erwiesen. DerÄrztestreik hat keines der gravierenden Probleme im Gesundheitswesen neuen richtungsweisenden Lösungen entscheidend näher gebracht. Aber er war für den Marburger Bund ein Erfolg, v.a. aufgrund erheblich angewachsener Mitgliederzahlen sowie wegen des Abschlusses erster ärztespezifischer Tarifverträge. Man kann im Ergebnis des Streiks von einer "Vergewerkschaftlichung" des Marburger Bundes sprechen, die für diese in das Verbandswesen der Ärzteschaft eng verflochtene Organisation jedoch sehr komplizierte Folgen hat, die noch nicht vollständig absehbar sind. Den Schritt zur Krankenhausgewerkschaft geht der Marburger Bund noch nicht.

Quelle

Martens, Helmut: Primäre Arbeitspolitik und Gewerkschaften im Gesundheitswesen
Arbeitspapier, Düsseldorf, 66 Seiten

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