Forschungsprojekt: H2-Transformation Stahlindustrie und Energieanlagenbau

Projektziel

Ziel ist es, Auswirkungen der H2-Transformation auf technische Entwicklungspfade und damit verbundene Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeitenden sowie für Beschäftigung am Beispiel der Stahlindustrie und komprimierter für den Energieanlagenbau zu analysieren. Als wesentlichen Einflussfaktor im Hinblick auf den Erhalt von Beschäftigung werden industriepolitische Rahmenbedingungen betrachtet.

Projektbeschreibung

Kontext

Um der internationalen Verpflichtung des Übereinkommens von Paris nachzukommen, wurden in den vergangenen Jahren Zielvorgaben und Leitplanken für die Umsetzung auf nationaler- und europäischer Ebene konkretisiert. Die Gewinnung und der Einsatz von Wasserstoff sind in diesem Zusammenhang entscheidende Faktoren: Die Primärerzeugung über die Hochofenroute in der Stahlindustrie muss durch wasserstoffbasierte Direktreduktion ersetzt werden, im Energieanlagenbau ergeben sich Herausforderungen, da Produkte wie z.B. Turbinen in Zukunft mit Wasserstoff angetrieben werden müssen. Mit 4,4 Mio. Erwerbstätigen in stahlintensiven Branchen sowie 1,4 Mio. Erwerbstätigen im gesamten Maschinen- und Anlagenbau können diese im Hinblick auf Wertschöpfungsketten durchaus als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet werden. Für die Sicherung von Wohlstand und Beschäftigung und der Erfüllung internationaler Verpflichtungen im Rahmen der Transformation kommt diesen Branchen eine zentrale Bedeutung zu.

Fragestellung

Die vorliegende Studie adressiert folgende Leitfragen. Einige Fragen sind bereits in zahlreichen anderen Studien beleuchtet worden. Die Aussagen und Prognosen sollen aber methodisch durch Expert:innen beleuchtet werden und als Ausgangsbasis für Transformationsszenarien der Stahlindustrie dienen.

 Wie kann zukünftige eine wettbewerbsfähige Wasserstoffversorgung in Deutschland gesichert werden und welche Risiken sind zu berücksichtigen?

 Wie kann die deutsche Stahlindustrie erfolgreich „grün“ transformiert werden und welche Risiken sind zu berücksichtigen?

 Welche Beschäftigungseffekte und Qualifikationsbedarfe ergeben sich durch die „grüne“ Transformation der Primärroute im Basisszenario?

 Welche Herausforderungen lassen sich für den Energieanlagenbau auf Basis der Entwicklung der Strombedarfe und der Gestaltung der Energiewende in Deutschland ableiten?

Untersuchungsmethoden

In einem ersten Arbeitsschritt wird ein systematischer Literature Review zu den Fragestellungen für den Hochlauf der Wasserstoffindustrie und die „grüne“ Transformation der Branchen aufbereitet und analysiert. Aufbauend auf dem Review wurden Expert:inneninterviews durchgeführt. Die Interviews dienen zum einen dazu, Aussagen und Prognosen bisheriger Studien aus Expertensicht zu beleuchten und zum anderen für die Stahlindustrie Einflussfaktoren für die Transformation zu identifizieren, die zur Abgrenzung möglicher zukünftiger Szenarien dienen. Darüber hinaus sollen neue Erkenntnisse zu personalwirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere zu Beschäftigung und Qualifikationserfordernisse sowie Qualifikationskosten für die Stahlindustrie gewonnen werden. Die Modellierung der Szenarien erfolgt, entsprechend der geübten Praxis, in diesem Zusammenhang über ein sog. „Phasenmodell“. Die Szenarien und deren Auswirkungen sowie die Validierung der Auswirkungen erfolgt über die Interviews.

Darstellung der Ergebnisse

Die Versorgung mit wettbewerbsfähigen „grünem“ Wasserstoff, aber auch mit wettbewerbsfähigem Strom und Erdgas ist von zentraler Bedeutung für Beschäftigung und gute Arbeitsbedingungen. Durch steigende Versorgungsunsicherheiten sollte das Kapazitätsziel von 10GW bis 2030 überprüft werden. Inwieweit die Stahlindustrie in der gesamten Wertschöpfungstiefe transformiert wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Zunächst geht es um Förderungen erhöhter Capex und Opex sowie um die Implementierung regulatorischer Leitplanken und Sicherstellung einer wettbewerblichen Versorgung mit Strom, Gas und Wasserstoff. Die Transformation ist aber ebenso eine große personalwirtschaftliche Herausforderung: Eine produktionsneutrale Transformation hätte zur Folge, dass Mitarbeitende in hohem Maße akquiriert und qualifiziert werden müssten. Dies geht mit hohen Kosten einher und betrifft die gesamte Hütte, einige Bereiche unmittelbar, andere mittelbar. Der betrieblichen Mitbestimmung kommt eine große Rolle zu, die Transformation zum Wohle der Mitarbeitenden zu gestalten. Im Energieanlagenbau bedarf es einer langfristigen industriepolitischen Gesamtstrategie mit ausreichender Investitionssicherheit.

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