Forschungsprojekt: Der ostdeutsche Agrarbereich 1989 bis 2000

Privatwirtschaftliche Transformation und gewerkschaftliche Intervention

Projektziel

Das Forschungsprojekt untersucht die Transformation der ostdeutschen Landwirtschaft nach der friedlichen Revolution in der DDR und der staatlichen Einheit, die Auswirkungen des Strukturbruchs auf die (ehemals) in der ostdeutschen Landwirtschaft Beschäftigten und fragt danach, ob und inwieweit gewerkschaftliche Strategien und Handlungen soziale und wirtschaftliche Brüche dämpfen konnten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Transformation der ostdeutschen Wirtschaft und Gesellschaft sowie ihre konfliktreiche Integration in die wirtschaftlichen Strukturen der (alten) Bundesrepublik sind nach wie vor ein hochgradig umstrittenes Thema der politischen und publizistischen Debatte und einer heterogenen Erinnerungskultur. Der tiefe Strukturbruch, der sich in den ostdeutschen Bundesländern gerade auch auf dem Lande vollzogen hat, spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Hierbei muss in Erinnerung gerufen werden, dass 1989 die Zahl der in der Agrarwirtschaft der DDR tätigen Erwerbstätigen bei nicht weniger als 850.000 Menschen (rund zehn Prozent aller Erwerbstätigen) gelegen hat und somit mehr als doppelt so hoch war wie in der alten Bundesrepublik. Dabei waren die landwirtschaftlichen Betriebe in der DDR nicht nur Erwerbsorte, sondern oft auch gesellschaftliche und kulturelle Mittelpunkte der Dörfer. Der Umbruch nach 1990 wurde hier von vielen Menschen vor allem als Verlust erfahren.

Fragestellung

Das Projekt zielt auf die Beantwortung der folgenden drei eng aufeinander bezogenen, jedoch analytisch zu trennenden und methodisch unterschiedlich zu bearbeitenden forschungsleitenden Fragestellungen. Erstens: Wie gestaltete sich die Privatisierung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGen) und Volkseigenen Güter (VEG) im Verlauf und in Folge des Einigungsprozesses. Zweitens: Welche alternativen Positionen und agrarpolitischen Leitbilder entwickelte die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (und dann die IG Bauen-Agrar-Umwelt) zur Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft sowie des ländlichen Raumes in den neuen Bundesländern? Inwieweit konnten Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen die Anpassung der ländlichen Bevölkerung an den Strukturbruch zumindest lokal und temporär erleichtern? Wie gestaltete sich drittens vor diesem Hintergrund die Transformation der ostdeutschen Landwirtschaft aus der Perspektive der Beschäftigten bzw. der ländlichen Bevölkerung?

Untersuchungsmethoden

Für die Transformationsphase der Landwirtschaft in Ostdeutschland wird die wirtschafts- und politikwissenschaftlichen Literatur, für quantitative Aussagen die amtliche Agrarstatistik detailliert ausgewertet. Die Untersuchung der gewerkschaftlichen Strategien und Handlungen stützt sich auf eine fragestellungsgeleitete inhaltliche Auswertung zentraler Primärquellen besonders der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft und ihres Umfelds. Zweitens sollen – mit zentraler Beteiligung des PECO-Instituts (www.peco-ev.de) – Gruppendiskussionen mit Personen geführt werden, die in den 1990er Jahren an beschäftigungs- und strukturentwicklungspolitischen Maßnahmen in ihrer Region oder den neu aufgebauten Betrieben/Institutionen in der Praxis beteiligt waren. Weitere leitfadengestützte Einzelinterviews werden mit zentralen gewerkschaftlichen Akteuren sowie mit einer noch zu bestimmenden und regional zu gewichtenden Auswahl von Betriebsräten und Betriebsrätinnen geführt.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Rainer Fattmann

Bearbeitung

Ingeborg Bieler
PECO-Institut für nachhaltige Regionalentwicklung in Europa e.V.
inge.bieler@peco-ev.de

Kooperationspartner

Prof. Dr. Theo Fock
Hochschule Neubrandenburg
fock@hs-nb.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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