Forschungsprojekt: Soziale Standards in globalen Wertschöpfungsstrukturen

Projektziel

Bisherige Analysen zu sozialen Aspekten in den Wertschöpfungsnetzwerken deutscher Unternehmen bauen meist auf Fallstudien auf. Diese beziehen sich auf einzelne Länder oder Branchen und können nicht verallgemeinert werden. Eine Untersuchung der gesamten Wertschöpfungskette liegt nicht vor. Zur Verbesserung dieser Situation möchte das Forschungsvorhaben einen wesentlichen Beitrag liefern.

Veröffentlichungen

Hofmann, Sandra, Richard Scholz, Robert Köster, Hanna Hryhorova und Amanda Selbig, 2021. Soziale Standards in globalen Wertschöpfungsstrukturen. Empirische Analyse der globalen Lieferketten ausgewählter Wirtschaftszweige Deutschlands, Working Paper Forschungsförderung 213, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 81 Seiten.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Die Ökonomie der Zukunft“.
http://www.boeckler.de/de/die-okonomie-der-zukunft-18476.htm

Projektbeschreibung

Kontext

Der Handel und die Produktion werden in zunehmendem Maße durch wenige große Unternehmen mit Sitz in den industrialisierten Volkswirtschaften kontrolliert. Die rasant wachsenden Wertschöpfungsnetzwerke entfalten eine Dynamik, die u.a. durch die (räumliche) Zerlegung von Produktionsprozessen geprägt ist. Dies kann zur Vernachlässigung sozialer Standards führen bzw. diese zur Voraussetzung haben. Damit Globalisierung und Nachhaltigkeit keine Gegensätze bleiben ist es notwendig, dass Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und eine tragende Rolle bei der Förderung von Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards entlang ihrer Lieferkette übernehmen. Dies erfordert u.a. eine transparente und systematische Erfassung der sozialen Problemzonen innerhalb globaler Wertschöpfungsnetzwerke. Im Rahmen des Projektes, werden neue Erkenntnisse bzgl. des sozialen Fußabdrucks der deutschen Wirtschaft gewonnen und analysiert.

Fragestellung

Das geplante Forschungsvorhaben leistet einen Beitrag zur Transparenz entlang globaler Wertschöpfungsnetzwerke, indem die sozialen Hotspots ausgewählter Branchen der deutschen Wirtschaft erstmals systematisch herausgearbeitet und vergleichbar dargestellt werden. Konkret soll untersucht werden, wie gut die Bedingungen für gute Arbeit und soziale Standards entlang der globalen Wertschöpfungsketten einzelner deutscher Branchen und Produkte deutscher Unternehmen sind. Darüber hinaus wird dargestellt, in welchen Ländern, welchen Industrien und auf welchen Wertschöpfungsstufen die größten Probleme und sozialen Hot Spots liegen.

Untersuchungsmethoden

In Zeiten einer globalisierten Gesellschaft mit zunehmend vernetzten Wertschöpfungsnetzwerken greift eine Untersuchung auf nationaler Ebene zu kurz. Dies gilt insbesondere für die Analyse exportorientierter Volkswirtschaften wie Deutschland. Herkömmliche Handelsstatistiken geben lediglich Auskunft über den Handel von Endprodukten, zeigen also nur einen Teil der vielschichtigen Verflechtungen des Welthandels. Um die sozialen Problemzonen innerhalb globaler Wertschöpfungsketten zu identifizieren wird daher auf die Input-Output-Analyse globaler multiregionaler Input-Output-Tabellen zurückgegriffen. Die Hauptarbeit des Forschungsprojektes besteht in der Aufarbeitung geeigneter sozioökonomischer Variablen in einem Satellitensystem. Mithilfe des Satellitensystems kann der durch die Vorleistungen deutscher Branchen generierte Output entlang der gesamte Wertschöpfungskette mit sozialen Indikatoren wie bspw. Kinderarbeit oder der Anzahl von Arbeitsunfällen in Zusammenhang gebracht werden.

Darstellung der Ergebnisse

Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurden die sozialen Hotspots acht ausgewählter Branchen der deutschen Wirtschaft systematisch sowie vergleichbar dargestellt und analysiert. Dies erfolgte für vier Aspekte der „Guten Arbeit“, die durch acht Indikatoren operationalisiert wurden. Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass erhebliche Unterschiede zwischen den Arbeitsbedingungen in Deutschland und denen der Lieferkette in allen untersuchten Branchen bestehen. Die detaillierte Analyse hat darüber hinaus deutlich gemacht, dass diese Unterschiede mit zunehmender Wertschöpfungstiefe in allen Branchen größer werden. Darüber hinaus erlaubte der gewählte methodische Ansatz auch eine Auswertung der Impacts nach Ländern, die im Rahmen dieser Studie exemplarisch für den Indikator „Arbeitsunfälle“ (nicht-tödlich) ausgewertet wurde. In Zulieferländern mit geringen Einkommen besteht ein wesentlich höheres Risiko für einen Arbeitsunfall als in Lieferländern mit hohen Einkommen. Die Schätzungen bieten einen ersten Anhaltspunkt, um Benchmarks für soziale Standards zu legen, Transparenz für soziale Standards zu schaffen und verdeutlichen den Nachholbedarf bei der Einhaltung sozialer Standards.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Dennis A. Ostwald
WifOR - Wirtschaftsforschung
dennis.ostwald@wifor.com

Dr. Richard Scholz
WifOR Berlin
Impact Analysen
richard.scholz@wifor.com

Dr. Sandra Zimmermann
WifOR - Wirtschaftsforschung
Internationale Sozialpolitik
sandra.zimmermann@wifor.com

Bearbeitung

Robert Köster
WifOR Berlin
robert.koester@wifor.com

Hanna Hryhorova
WifOR Berlin
hanna.hryhorova@wifor.com

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Christina-Schildmann@boeckler.de

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