Forschungsprojekt: Platform Cleaners

The Potentials and Risks of Platform-mediated Cleaning Services in Germany

Projektziel

Dieses Forschungsprojekt untersuchte plattformvermittelte Reinigungsarbeit in Privathaushalten aus der Perspektive von Plattformarbeiter*innen und Kund*innen. Im Zentrum des Projekts stand damit der bisher wenig erforschte Einfluss plattformbasierter Arbeit auf die Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften und die Motivlage von Kund*innen.

Veröffentlichungen

Gerold, Stefanie, Katarzyna Gruszka, Anna Pillinger und Hendrik Theine, 2022. Putzkraft aus dem Netz. Perspektiven und Erfahrungen von Reinigungskräften in der plattformvermittelten Haushaltsreinigung, Working Paper Forschungsförderung 259, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 60 Seiten.

Gruszka, Katarzyna, Anna Pillinger, Stefanie Gerold und Hendrik Theine, 2022. (De)valuation of household cleaning in the platform economy, Ecological Economic Paper 44, [online] https://research.wu.ac.at/de/publications/devaluation-of-household-cleaning-in-the-platform-economy, zuletzt abgerufen am 12.09.2022, Wien: Wirtschaftsuniversität Wien, 26 Seiten.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Digitale Transformation“.
https://www.boeckler.de/de/digitale-transformation-35531.htm

Projektbeschreibung

Kontext

In Deutschland beschäftigen über 4 Millionen Haushalte eine Haushaltshilfe, meist für Reinigungsarbeiten. Der Großteil der Haushaltshilfen arbeitet dabei irregulär. Digitale Plattformen wie Helpling werben damit, legale Beschäftigungsverhältnisse und flexible Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig ermöglichen solche Plattformen privaten Haushalten, Reinigungskräfte schnell und unbürokratisch zu buchen. Allerdings stehen Plattformen verstärkt in der Kritik, prekäre Arbeitsverhältnisse zu fördern. Plattformen setzen oft auf solo-selbstständige Reinigungskräfte, wodurch viele Risiken und Kosten auf die Plattformtätigen abgewälzt werden. Die Organisation von Arbeitsprozessen erfolgt meist automatisiert durch sogenanntes algorithmisches Management und ist für die Reinigungskräfte oft kaum durchschaubar.

Fragestellung

Ziel des Forschungsprojekts war es, die Potentiale und Risiken plattformvermittelter Reinigungsarbeit in Privathaushalten aus der Perspektive von Reinigungskräften und Kund*innen zu untersuchen. Folgende Forschungsfragen standen dabei im Vordergrund:

• Was sind die Perspektiven, Erfahrungen und Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften, die Haushaltsreinigungen über digitale Plattformen anbieten?

• Welche Motive veranlassen Kund*innen, Haushaltsreinigungen über digitale Plattformen zu beauftragen?

• Wie beeinflussen digitale Plattforminfrastrukturen die Arbeitsbedingungen und Erfahrungen von Reinigungskräften sowie die Motive von Kund*innen?

• Welche Handlungsempfehlungen lassen sich aus diesen Erkenntnissen für die Gestaltung und Regulierung von plattformbasierter Reinigungsarbeit in Privathaushalten ableiten?

Untersuchungsmethoden

Aufgrund des explorativen Charakters dieses Forschungsprojekts wurde ein Mixed-Methods-Ansatz angewendet. Basierend auf einer netnographischen Analyse untersuchten wir, wie Plattforminfrastrukturen die Arbeitsbedingungen von solo-selbstständigen Reinigungskräften beeinflussen und strukturieren. Diese Analyse umfasste mehrere Plattformen, die Haushaltsreinigungen in Deutschland anbieten.

Zudem führten wir eine Reihe semi-strukturierter Interviews mit Reinigungskräften und Kund*innen von Helpling durch, der größten Plattform zur Vermittlung von Haushaltsreinigungen in Deutschland. Die Interviews wurden mithilfe eines Grounded-Theory-Ansatzes ausgewertet.

Ergänzt wurden diese qualitativen Methoden durch eine Online-Umfrage unter Reinigungskräften von Helpling.

Darstellung der Ergebnisse

Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Plattforminfrastrukturen auch im Bereich haushaltsnaher Dienstleistungen zu einer Verfestigung prekärer Arbeitsverhältnisse führen.

Neben den Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, die mit Reinigungsarbeit einhergehen, sind die solo-selbstständigen Reinigungskräfte von Helpling mit zusätzlichen Unsicherheiten und Machtasymmetrien konfrontiert. Zwar ermöglicht die Arbeit bei Helpling, schnell und flexibel Geld zu verdienen. Nach Abzug einer Provision von 25 bis 39 Prozent bleibt den Reinigungskräften meist ein relativ geringes Entgelt. Bewertungssysteme und mangelnde Anlaufstellen im Falle von Problemen mit Kund*innen schaffen weitere Machtungleichgewichte.

Unsere netnografische Analyse zeigt, dass die geringe Wertschätzung von Haushaltsreinigung (in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht) über digitale Plattforminfrastrukturen weiter reproduziert wird. Dies zeigt sich in unterschiedlichem Ausmaß in den folgenden Bereichen: der Gestaltung des Matching-Prozesses, den Beschreibungen in den Online-Profilen der Reinigungskräfte und den Bewertungen durch Kund*innen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Katarzyna Gruszka
WU Vienna University of Economics and Business Department for Socioeconomics
Department for Socioeconomics
kgruszka@wu.ac.at

Bearbeitung

Dr. Stefanie Gerold
Technische Universität Berlin Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
stefanie.gerold@tu-berlin.de

Anna Pillinger
Johannes Kepler Universität Linz Institut für Soziologie
Gesellschaftstheorie und Sozialanalysen
anna.pillinger@jku.at

Dr. Hendrik Theine
WU Vienna University of Economics and Business Department for Socioeconomics
hendrik.theine@wu.ac.at

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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