Forschungsprojekt: Arbeitsfelder der Ankunft

Kompetenzen und soziale Praktiken der Erwerbsarbeit zugewanderter Frauen und Männer

Projektziel

Im Zuge globaler Migration sind bestimmte Bereiche des Arbeitsmarktes heute transkulturell geprägt. Sie bedienen Bedarfe migrantischer Gruppen, aber auch offene Märkte und haben in der deutschen Ökonomie einen festen Platz. Zugewanderte suchen ihren Weg in die Ankunftsgesellschaft nicht selten in diesen Feldern. Ankunftsarbeit (z. B. in Bereichen der Gastronomie, dem Einzelhandel oder dem Baugewerbe) verspricht für Migrierte mindestens für die folgende Generation Chancen auf sozialen Aufstieg. Zugleich birgt sie spezifische Risiken, die aus einem geringeren Grad an Formalität, geringerer Qualifikation, mangelnder Arbeitnehmervertretung u. ä. erwachsen. Die Studie soll ein vertieftes Verständnis davon erzeugen, wie sich Kompetenzentwicklung und demokratische Teilhabe unter den Bedingungen von Ankunftsarbeit entwickeln.

Veröffentlichungen

Clement, Ute und Serhat Yalcin, 2021. Reinigungsarbeit zwischen Professionalisierung und ökonomischem Druck, ARBEIT, 2021(30 ), S. 79-96.

Yalcin, Serhat, Juliane Dieterich und Natalie Hubenthal, 2021. Migration und Ankunftsarbeit. Subjektive Deutungen Migrierter zu Reinigungsarbeit, In: Andre Große-Jäger, Dr. Renate Hauser, Dr. Oliver Lauenstein, Dr. Jana May-Schmidt, Matthias Merfert, Franziska Stiegler und Bruno Zwingmann (Hrsg.), Basisarbeit Mittendrin und außen vor, Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, S. 231-249.

Projektbeschreibung

1. Kontext

Erwerbsarbeit ist von historisch gewachsenen und relativ stabilen Institutionen geprägt, die sich in Routinen, formalen und informellen Regeln niederschlagen und Identität und Erwartungssicherheit vermitteln. Solche kulturellen Muster können sich durch Einwanderung verändern.

Grundlegend ist die Annahme, dass anders als im traditionellen berufsfachlich strukturierten Arbeitsmarkt – bei Ankunftsarbeit zertifizierte Qualifikationen eine geringere Rolle für Einstellung, Arbeitstätigkeit und innerbetrieblichen Aufstieg spielen. Auch Kompetenzentwicklung, Partizipationsformen und Rollenidentifikation können hier neue Formen annehmen. Die Studie hält Risiken der Beschäftigung in Ankunftsarbeit – z.B. hinsichtlich unterwertiger oder informaler Beschäftigung, reduzierter Aufstiegsperspektiven und defizitärer gewerkschaftlicher Organisation – im Blick, richtet ihr Interesse jedoch auch auf Gestaltungspotenziale und Faktoren, die Ankunftsarbeit attraktiv und effektiv zu machen scheinen.

2. Fragestellung

Untersucht wird an welchen kulturellen Codes und individuellen Überzeugungen sich Ankunftsarbeit in Deutschland auskristallisiert. Wie erleben die Beschäftigten die Arbeit? Welche Überzeugungen haben sie hinsichtlich ihrer eigenen Kompetenz, den Kompetenzanforderungen in Deutschland und möglichen Strategien der Kompetenzentwicklung? Welche Formen der demokratischen Teilhabe und Interessenorganisation kennen und erwarten sie? Wie unterscheiden sich subjektive Überzeugungen zu Kompetenzerwerb und demokratischer Teilhabe in wenig formalisierten, transkulturell geprägten Arbeitskontexten ggf. von traditionell deutschen Mustern berufsförmiger Arbeit? Das Projekt zielt so auf eine qualitative Beschreibung migrantisch geprägter Ankunftsarbeit und verschränkt subjektive Überzeugungen zu Kompetenzentwicklung, Arbeitserleben und Partizipation mit einer praxeologisch ausgerichteten Analyse dieser besonderen Figurationen von Arbeit.

3. Untersuchungsmethoden

Untersucht werden Beschäftigungsverhältnisse in den Bereichen Hotel- und Gastronomie, Gebäudereinigung und ambulante Pflege. Vor dem Hintergrund einer Branchenrecherche auf nationaler und regionaler Ebene werden zunächst lokale Betriebe in der Region Kassel kartiert und Experteninterviews mit Entrepreneuren und Schlüsselpersonen der Branche geführt. Anschließend werden Beschäftigte in biografisch angelegten offenen Interviews befragt, die a) selbst migriert sind, b) in Ankunftsarbeit tätig sind und c) bislang noch keine Arbeitsstelle innehatten, die im berufsfachlich organisierten Arbeitsmarkt angesiedelt gewesen wäre.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Ute Clement
Universität Kassel Institut für Berufsbildung am FB 07
Fachgebiet Berufliche Aus- u. Weiterbildung
clement@uni-kassel.de

Dr. Juliane Dieterich
Universität Kassel Institut für Berufsbildung am FB 07
dieterich@uni-kassel.de

Bearbeitung

Dr. Serhat Yalcin
Universität Kassel Institut für Berufsbildung am FB 07
yalcin@uni-kassel.de

Natalie Hubenthal
Universität Kassel Institut für Berufsbildung am FB 07
nhubenthal@uni-kassel.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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