Forschungsprojekt: Gleichstellungspolitische Implikationen des Elterngeldes

Projektziel

Im Projekt wurden die Folgen des Elterngeldes für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt untersucht: Hat dessen Einführung langfristige Folgen für Löhne, Arbeitszeit und berufliche Karrieren von Müttern? Wurden insgesamt vorhandene gender gaps verringert? Welche Folgen hat die Inanspruchnahme von Elternzeit oder familienbedingter Teilzeit für Väter am Arbeitsmarkt?

Veröffentlichungen

Wrohlich, Katharina und Aline Zucco, 2023. 15 Jahre Elterngeld. Auswirkungen und Reformoptionen, Working Paper Forschungsförderung 281, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 22 Seiten.

Frodermann, Corinna , Katharina Wrohlich und Aline Zucco, 2020. Parental Leave Reform and Long-Run Earnings of Mothers, DIW Diskussionspapiere, [online] https://www.diw.de/de/diw_01.c.704213.de/publikationen/diskussionspapiere/2020_1847/parental_leave_reform_and_long-run_earnings_of_mothers.html, zuletzt abgerufen am 16.08.2021, Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung , 44 Seiten.

Weitere Informationen

Dieses Projekt gehört zum Forschungsverbund „Leben und Arbeiten in Flexibilität“.
https://www.boeckler.de/de/leben-und-arbeiten-in-flexibilitat-32620.htm

Projektbeschreibung

Kontext

Die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt und die politischen Gestaltungsmöglichkeiten in diesem Zusammenhang werden derzeit in Deutschland intensiv diskutiert. Vor zehn Jahren wurde die Einführung des Elterngeldes unter anderem damit begründet, dass diese Maßnahme sowohl die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt als auch eine gleichmäßigere Aufteilung der Kinderbetreuung zwischen Müttern und Vätern befördern würde. In diesem Forschungsvorhaben wurden die gleichstellungspolitischen Auswirkungen des Elterngeldes detailliert untersucht.

Fragestellung

Zwei konkrete Fragestellungen werden untersucht. Erstens: Welche Auswirkungen hatte das Elterngeld auf die langfristige Entwicklung von Löhnen, Arbeitszeiten und die berufliche Karrieren (Stichwort: Führungspositionen) von Müttern? Und zweitens: Welche Auswirkungen haben familienbedingte Erwerbsunterbrechungen bzw. Teilzeit-Phasen auf die Arbeitsmarktchancen von Vätern?

Untersuchungsmethoden

Die bisherigen empirischen Evaluationsstudien zum Elterngeld kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass Mütter mit hohem Einkommen ihre Erwerbsunterbrechungen im Durchschnitt ausgeweitet, Mütter mit niedrigem Einkommen diese hingegen verkürzt haben. Darauf wurde im ersten Teil des Projektes auf Basis repräsentativer Mikrodatensätzen (Mikrozensus, SOEP und SIAB) untersucht, wie sich das Elterngeld langfristig auf die Löhne, Arbeitszeiten und die berufliche Position von Müttern mehrere Jahre nach der Geburt eines Kindes ausgewirkt hat. Eine ähnliche methodische Vorgehensweise wäre auch für die Analyse der Auswirkungen von Erwerbsunterbrechungen auf Väter wünschenswert gewesen, jedoch ist dies für Deutschland aufgrund fehlender Informationen in den vorhandenen Datensätzen derzeit nur eingeschränkt möglich. Daher wurde für die Frage, welche beruflichen Auswirkungen Elternzeit oder familienbedingte Teilzeit für Väter hat, ein Feldexperiment durchgeführt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Analysen zeigen: Mütter im oberen Drittel der Einkommensverteilung haben aufgrund des Elterngeldes ihre durchschnittliche Elternzeit um etwa zwei Monate verlängert. Diese längere Elternzeit hat jedoch keine negative Auswirkung auf ihre Löhne. Im Gegenteil, diese Mütter haben drei bis neun Jahre nach der Geburt ihres Kindes sogar etwas höhere Löhne als vergleichbare Mütter vor Einführung des Elterngeldes. Eine mögliche Ursache hierfür könnte die stärkere Beteiligung von Vätern an der Elternzeit sein, die ebenfalls seit Einführung des Elterngeldes deutlich zugenommen hat. Zudem konnten gezeigt werden, dass eine 2-monatige oder 12-monatige Elternzeit für Väter die Wahrscheinlichkeit, zu einem Jobinterview eingeladen zu werden, in den meisten Berufen nicht beeinflusst. Lediglich Väter in männlich dominierten Berufen hatten nach einer 12-monatigen Elternzeit eine etwas geringere Wahrscheinlichkeit, zu einem Jobinterview eingeladen zu werden, als Väter mit kurzer oder ohne Elternzeit. Insgesamt ist die Politik gefordert, das Instrument des Elterngeldes weiterzuentwickeln, um eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Mütter und Vätern zu erreichen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Katharina Wrohlich
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
kwrohlich@diw.de

Bearbeitung

Dr. Julia Schmieder
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
jschmieder@diw.de

Aaron Kallis
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
AKallis@diw.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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