Forschungsprojekt: Flüchtlinge: Mitbestimmung in betriebliche Sozialintegration

Mitbestimmung und betriebliche Sozialintegration von Flüchtlingen

Projektziel

Das Projekt untersuchte die betriebliche Integration von Flüchtlingen, damit verbundene Risiken und Chancen sowie die besondere Rolle, die dabei die Mitbestimmung spielt. Integration in die Arbeitswelt muss als Herzstück sozialer Integration betrachtet werden und dürfte angesichts der demographischen Entwicklung Vorteile für die wirtschaftliche und sozialstaatliche Entwicklung Deutschlands bieten.

Veröffentlichungen

Schmidt, Werner und Andrea Müller, 2021. Workplace universalism and the integration of migrant workers and refugees in Germany, Industrial Relations Journal, 52, S. 145-160.

Schmidt, Werner, 2020. Geflüchtete im Betrieb : Integration und Arbeitsbeziehungen zwischen Ressentiment und Kollegialität, Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 195, Düsseldorf: transcript, 249 Seiten.

Manten, Dirk, 2020. Corona-Ratgeber, Magazin Mitbestimmung, 2020(3), S. 73.

Bund Verlag EXTRA, 2020. Corona & Arbeitsrecht. Fachbeiträge und Arbeitshilfen, Köln: Bund Verlag GmbH, 128 Seiten.

Huke, Nikolai und Werner Schmidt, 2019. Zwischen solidarischem universalismus und rassistischer Ausgrenzung. Zur betrieblichen Sozialintegration von Geflüchteten, PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, 49(195), S. 259-276.

Müller, Andrea und Werner Schmidt, 2019. Workplace universalism – the function of German industrial relations for the integration of migrant workers and refugees. Paper presented at the ILERA European Congress 2019: Perspectives of Employment Relations in Europe. 5–7 Sept. 2019, [online] https://ilera2019.giraweb.de/sites/ilera2019.giraweb.de/files/webform/papers/ilera-2019-paper-119-Schmidt.pdf, zuletzt abgerufen am 19.06.2020, Düsseldorf.

Schmidt, Werner, 2017. Die Integration von Flüchtlingen und Arbeitsmigranten in der Arbeitswelt. Betrieblicher Universalismus unter Druck, Aus Politik und Zeitgeschichte, 2017(26), S. 34-39.

Weitere Informationen

Bürger & Staat B&S 2020-3 Migration und Teilhabe
https://www.lpb-bw.de/publikation3507

Online-Tagung 03.12.2020: "Migration und Arbeit"
https://www.uni-goettingen.de/de/online-tagung%3A+%E2%80%9Emigration+und+arbeit%3A+transdisziplin%C3%A4re+perspektiven+und+aktuelle+forschungsergebnisse%E2%80%9C/50741.html?cid=24631&date=2020-12-03

Online-Konferenz 03.07.2020: "Zwischen Diskriminierung und Solidarität"
https://www.boeckler.de/pdf/v_2020_07_03_einladung.pdf

Jungle.World 2020/28: Interview von Peter Nowak:
https://jungle.world/artikel/2020/28/der-universalismus-ist-auf-den-betrieb-beschraenkt

Mosaik-Podcast 2020: Tagung "Diskriminierung und Solidarität"
https://mosaik-blog.at/diskriminierung-und-solidaritaet/

Christiane Götze; Christiane Welker in BLEIBdran-Arbeitshilfe, Newsletter 02-2020:
https://www.ibs-thueringen.de/wp-content/uploads/2020/06/Newsletter-2020_02.pdf

Projektbeschreibung

1. Kontext

Ein mittelfristiges Gelingen der Integration der Flüchtlinge ist zwar wahrscheinlich, jedoch keineswegs garantiert. Da sich Flüchtlinge u.a. durch ihre Wanderungsmotivation von Arbeitsmigrant/inn/en unterscheiden, können Forschungsbefunde zur betrieblichen Integration von Migrant/inn/en nicht übertragen werden. Mit der Integration verbundene Chancen und Risiken sind deshalb wissenschaftlich schwer abzuschätzen. Angenommen wurde, dass die Integration in die Arbeitswelt von einer Reihe von Faktoren abhängt, einerseits der Qualifikation, dem Spracherwerb und der Integrationsfähigkeit der Flüchtlinge, andererseits dem Arbeitskräftebedarf der Unternehmen, den rechtlichen Grundlagen, nicht zuletzt aber auch der Offenheit und Aufnahmebereitschaft in den Betrieben. Ein Grund für Optimismus war, dass frühere Forschungen dafür sprachen, dass sich die Aktivitäten der Betriebsräte und die Institutionen von Mitbestimmung und industriellen Beziehungen integrationsförderlich auswirken.

2. Fragestellung

Ein erster Untersuchungskomplex fragte, welche Positionen Flüchtlinge in der betrieblichen Sozialstruktur erlangen, d.h. deren strukturelle Inkorporation in das betriebliche Gefüge wurde betrachtet. Ein zweiter Untersuchungskomplex beschäftigte sich mit der (wechselseitigen) Integration in die betrieblichen Sozialbeziehungen. Ein dritter Untersuchungskomplex widmete sich schließlich der Integrationsfunktion der Mitbestimmung. Gefragt wurde, welche Funktion Interessenvertretung, Mitbestimmung und institutionalisierte Arbeitsbeziehungen für die betriebliche Integration von Flüchtlingen erfüllen, welche Mechanismen wirksam sind, wo Schwierigkeiten und Verbesserungschancen liegen. Es war intendiert, praktische Ansätze einer solidarischen Politik von Vielfalt und Anti-Diskriminierung herauszuarbeiten, um die betrieblichen Akteure in ihren Bemühungen zu unterstützen.

3. Untersuchungsmethoden

Untersucht wurden (in unterschiedlicher Intensität) 15 Betriebe aus verschiedenen Branchen, da branchen- und betriebsspezifische Voraussetzungen für relevant erachtet werden, um variierende betriebliche Integrationskonstellationen zu erfassen. Angewandt wurde ein Methodenmix aus der Analyse von Dokumenten und Statistiken zur Thematisierung der institutionellen Rahmung sowie der betrieblichen Sozialstrukturen, von Experteninterviews mit externen Experten, dem Management und Betriebs- bzw. ggf. Personalräten, um deren Orientierungen und Praktiken zu ermitteln, sowie Interviews und Gruppendiskussionen mit Flüchtlingen und anderen Beschäftigten, um deren Orientierungen, Diskursteilhabe und Interaktionserfahrungen zu erheben. Vorläufige Befunde und Teilergebnisse wurden zeitnah vor allem durch Vorträge zugänglich gemacht.

4. Darstellung der Ergebnisse

Da der Wanderungsimpuls von Flüchtlingen weniger durch die Arbeitsmarktnachfrage im Niederlassungsland geprägt ist als der von Arbeitsmigranten benötigt die Integration von Geflüchteten Zeit, doch dank mitgebrachter Qualifikationen sowie sprachlicher und beruflicher Förderung werden diese nicht durchgängig im Segment der un- und angelernten Arbeit tätig. Zwar dringen rechtspopulistische Diskurse auch in viele Betriebe ein, doch weiterhin gilt, dass die alltägliche Begegnung von Herkunftsverschiedenen im Arbeitsprozess kollegiale Beziehungen fördert – vor allem dort, wo Tarifverträge und Mitbestimmung gleiche Regeln für alle sicherstellen („betrieblicher Universalismus“). Allerdings sind viele Geflüchtete in Branchen tätig, in denen institutionalisierte Arbeitsbeziehungen nur eine geringe Rolle spielen, weshalb deren Integrationsfunktion eingeschränkt ist. Fördermaßnahmen, Mindestlohn und gleiche Rechte haben positive Folgen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Werner Schmidt
Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur e.V. (FATK) a.d. Universität Tübingen
w.schmidt@uni-tuebingen.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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