Forschungsprojekt: Private Ressourcen zur Bewältigung von Pflegebedürftigkeit

Private Ressourcen und Bedarfe zur Bewältigung von Pflegebedürftigkeit.

Projektziel

In der Studie wurde der zeitliche und finanzielle Aufwand der Pflege in Haushalten mit pflegebedürftigen Personen erhoben (vor der Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs ab 2017). Differenziert nach sozioökonomischem Status wurde betrachtet, inwiefern soziale Ungleichheiten hinsichtlich der Ressourcen existieren, mit denen Pflegeleistungen privat erbracht oder finanziert werden können.

Projektbeschreibung

Kontext

Vor dem Hintergrund des demografisch bedingten steigenden Pflegebedarfes stehen die Pflegeversicherung und ihre Finanzierungsgrundlagen zur Diskussion. So wird seit langem kritisiert, dass Hilfe- und Pflegebedarfe durch den geltenden Pflegebedürftigkeitsbegriff nur unzureichend erfasst und Pflegeleistungen durch das Teilkaskoprinzip der Pflegeversicherung nur mangelhaft finanziert werden. Pflegeleistungen müssen in Deutschland in hohem Maße durch private Zuzahlungen finanziert und/oder als private Eigenleistung erbracht werden. Von diesen Rahmenbedingungen sind die Menschen in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. So bestehen nicht nur soziale Ungleichheiten in der Verteilung von Pflegebedürftigkeit. Anzunehmen ist, dass soziale Schieflagen ebenso hinsichtlich der Ressourcen existieren, mit denen Pflegeleistungen privat erbracht werden können. Bisher ist wenig bekannt, welche Aufwendungen die Haushalte für funktionierende Arrangements in der häuslichen Pflege aufbringen.

Fragestellung

1. Welche informellen und professionellen Helfer sind an den häuslichen Pflegearrangements beteiligt?

2. In welchem zeitlichen Umfang bringen sich informelle und professionelle Helfer in die häusliche Pflege ein?

3. Welche privaten finanziellen Kosten entstehen in den verschiedenen Hilfebereichen für unterschiedliche Leistungen?

4. Durch welche Faktoren werden die Aufwendungen für die Bewältigung der Pflegebedürftigkeit beeinflusst?

5. Welche beruflichen Einschränkungen und Einkommensverluste werden zu Gunsten privater Pflegeverpflichtungen in Kauf genommen?

6. Welche Zugangsbarrieren beeinflussen die Entscheidung zur Annahme der sozialrechtlich verankerten Pflege-, Betreuungs- und Beratungsleistungen?

Untersuchungsmethoden

I. Explorative qualitative Haushaltsbefragung

Im Rahmen explorierenden Befragung wurden Haushalte befragt, in denen Menschen mit unterschiedlichen Pflegestufen leben, um die Fragebogenentwicklung inhaltlich zu untermauern.

II Kern der Studie ist eine standardisierte Befragung von Haushalten, in denen ältere Menschen bzw. pflegebedürftige Personen wohnen. In die Auswertung der Befragung wurden 1024 Haushalte mit und ohne Pflegeeinstufung einbezogen.

Darstellung der Ergebnisse

• Die Hauptlast der häuslichen Pflege trägt eine Hauptpflegeperson. Jede fünfte dieser Personen leistet die Pflege ganz allein, ohne informelle oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

• In der häuslichen Versorgung nehmen Betreuung und hauswirtschaftliche Hilfe die größten Zeitanteile ein.

• Die zeitliche und finanzielle Belastung steigt mit der Pflegebedürftigkeit. In einem durchschnittlichen Pflegehaushalt waren 63 Stunden pro Woche und rund 360 Euro monatlich für Pflege, Betreuung und Versorgung aufzubringen.

• Jeder zwölfte Pflegehaushalt in Deutschland beschäftigt eine mit im Hause lebende, meist aus Osteuropa stammende Hilfskraft unter häufig prekären arbeitsrechtlichen Bedingungen. Diese Versorgungsform nutzen vor allem Haushalte mit höherem Einkommen.

• Einkommensstarken Haushalten gelingt es in stärkerem Maße, auch bei schwerer und schwerster Pflegebedürftigkeit ein häusliches Pflegearrangement aufrecht zu erhalten.

• Zwei Fünftel der Haushalte nehmen keine Pflegeberatung in Anspruch. Dies betrifft überproportional bildungsferne Schichten.

• Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter nehmen nur in reduziertem Umfang an Erwerbsarbeit teil.

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