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HBS Böckler Impuls

Arbeitswelt: Gute Arbeit verhindert kriminelle Karrieren

Ausgabe 17/2016

Die Arbeitsmarktsituation spielt eine wichtige Rolle für die Resozialisierung von Straftätern, wie der Ökonom Kevin Schnepel von der Universität Sydney herausgefunden hat. Damit die Rückfallquote sinkt, bedarf es attraktiver Beschäftigungsmöglichkeiten jenseits des Niedriglohnsektors.

Schnepel hat Daten der US-Behörde für Justizstatistik zu 1,7 Millionen männlichen Straftätern ausgewertet, die zwischen 1993 und 2008 aus kalifornischen Haftanstalten entlassen worden sind. Da die Ex-Häftlinge per Bewährungsauflage an den Bezirk gebunden sind, in dem sie vor der Verurteilung ihren Wohnsitz hatten, konnte der Forscher lokale Arbeitsmarktdaten zum Rückfallrisiko in Beziehung setzen. Als Indikator für die Beschäftigungsmöglichkeiten hat er die Anzahl der neu besetzten Stellen in denjenigen Branchen verwendet, die für entlassene Strafgefangene typischerweise in Frage kommen. Das sind zum einen klassische Niedriglohnbranchen wie die Gastronomie, zum anderen die Produktion und das Baugewerbe, wo die Bezahlung zum Teil doppelt so hoch ausfällt und insgesamt deutlich bessere Arbeitsbedingungen herrschen.

Wenn man Faktoren wie das Alter der Ex-Häftlinge, die Dauer ihrer Haftstrafen oder die lokale Armutsquote herausrechnet, ist die Zahl der rückfälligen Delinquenten umso geringer, je mehr offene Stellen für Geringqualifizierte es in Bau und Produktion zum Zeitpunkt der Entlassung gibt. Die Beschäftigungsmöglichkeiten in den anderen Branchen wirken sich dagegen nicht signifikant aus.

Alles in allem sprächen die Ergebnisse dafür, dass die Qualität von Jobs wichtiger als die bloße Quantität ist, so Schnepel. Programme, die auf eine Senkung der Inhaftierungsquote abzielen, sollten demnach mehr gute Arbeit für Ex-Strafgefangene ermöglichen – beispielsweise durch die Förderung von Branchen mit attraktiven Arbeitsplätzen, Initiativen für bessere Bezahlung im Niedriglohnsektor oder durch Qualifizierungsangebote in Gefängnissen.

Kevin T. Schnepel: Good Jobs and Recidivism, Economic Journal, August 2016 (online)
Link zur Studie (kostenpflichtig)

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