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HBS Böckler Impuls

Mitbestimmung: Weniger Tarife, weniger Betriebsräte

Ausgabe 08/2016

Die Zahl der mitbestimmten Betriebe sinkt. Liegt das am Strukturwandel? Nur zu einem geringen Teil, zeigt eine Studie.

1996 vertraten Betriebsräte noch die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland. 2014 waren es nur noch 41 Prozent. Vor allem bei den mittleren Betrieben mit 50 bis 500 Beschäftigten lichten sich die Reihen. Peter Ellguth und Rainer Trinczek vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung haben untersucht, woran die „Erosion der betrieblichen Mitbestimmung“ liegen könnte. Ihre Hypothese: Der Strukturwandel der Wirtschaft könnte eine Rolle spielen. So könnte sich das zunehmende Gewicht von Dienstleistungen gegenüber traditionellen – mitbestimmten – Industriebetrieben als ausschlaggebend erweisen. Auch veränderte Beschäftigungsstrukturen kämen für eine Erklärung infrage: auf der einen Seite mehr befristete und Teilzeitkräfte, auf der anderen mehr Hochqualifizierte. Ersteren könnte es an hinreichender Idenfikation mit dem Unternehmen fehlen, um sich für eine Arbeitnehmervertretung zu engagieren, Letztere glauben häufig, sie könnten ihre Interessen gegenüber der Geschäftsführung allein vertreten.

Die statistischen Analysen der Forscher zeigen jedoch: Der Strukturwandel „ist nur zu einem geringen Teil“ für den Rückgang verantwortlich. Deutlich wird aber ein anderer Zusammenhang: Die Schwächung der betrieblichen Mitbestimmung geht Hand in Hand mit der nachlassenden Branchentarifbindung. Hier zeige sich die „komplementäre Struktur des dualen Systems der Interessenvertretung“, so die IAB-Forscher.

Peter Ellguth, Rainer Trinczek: Erosion der betrieblichen Mitbestimmung: Welche Rolle spielt der Strukturwandel?, WSI-Mitteilungen 3/2016

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