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HBS Böckler Impuls

Wachstum: Zuwanderung stützt die Konjunktur

Ausgabe 07/2016

Dank der robusten Inlandsnachfrage bleibt die deutsche Wirtschaft auch in unsicherem Umfeld auf Wachstumskurs. Die Zuwanderung von Flüchtlingen wirkt wie ein Konjunkturprogramm.

Das Bruttoinlandsprodukt wird hierzulande 2016 und 2017 um jeweils 1,5 Prozent wachsen. Davon geht das IMK in seiner aktuellen Prognose aus. Getragen werde der Aufschwung in erster Linie von der Binnenwirtschaft. Die Wechselwirkung zwischen höheren Löhnen, mehr Konsum und steigender Beschäftigung sei in der Lage, die verminderte Exportdynamik auszugleichen. Ungünstig wirken sich unter anderem das Abflachen des chinesischen Booms, die Sanktionen gegen Russland und die sinkende Nachfrage der erdölexportierenden Länder aus. Die Flüchtlinge beeinflussen dem IMK zufolge das Wirtschaftswachstum positiv.

Die Ökonomen schätzen, dass die Bruttolöhne 2016 um 4,2 Prozent steigen werden. Da außerdem deutliche Renten­erhöhungen anstehen, werden die verfügbaren Einkommen preisbereinigt um 2,2 Prozent zulegen. Die Folge: Bei leicht steigender Sparquote verbleibt ein Plus von 2,0 Prozent bei den Konsumausgaben. Damit bleibe der private Verbrauch die wichtigste Säule des Wirtschaftswachstums, so das IMK. Bei der Beschäftigung, die sich 2015 entgegen den Vorhersagen von Mindestlohn-Kritikern ausgesprochen dynamisch entwickelt hat, dürfte sich der Aufwärtstrend fortsetzen. Das IMK rechnet 2016 mit einem Zuwachs um 470.000 auf 43,5 Millionen Erwerbstätige, 2017 sollen noch einmal knapp 400.000 hinzukommen. Gleichzeitig wird es aufgrund der Zuwanderung aber auch etwa 160.000 Arbeitslose mehr geben.

Die Forscher erwarten, dass die Migration „spürbare“ positive Auswirkungen auf die Konjunktur haben wird. In einer Modellsimulation haben sie berechnet, wie sich die Wirtschaft mit und ohne Zuzug von Flüchtlingen entwickeln würde. Die Annahmen: 2016 werden insgesamt 400.000 Menschen Zuflucht in Deutschland suchen, im Folgejahr 200.000. 70 Prozent von ihnen dürfen bleiben, rund drei Viertel befinden sich im erwerbsfähigen Alter, die Erwerbsbeteiligung steigt allmählich von zunächst 45 Prozent, die anfängliche Arbeitslosenquote beträgt 80 Prozent, die Ausgaben für die Integration entsprechen einem Aufschlag von zehn Prozent auf die unmittelbaren Unterbringungs- und Versorgungskosten. Jedem zweiten Flüchtling folgt im Rahmen des Familiennachzugs eine weitere Person nach Deutschland. Unter diesen Voraussetzungen entstehen dem Staat in den Jahren 2016 und 2017 Mehrausgaben in Höhe von insgesamt 27,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Szenario ohne Zuwanderung ist die Wirtschaftsleistung 0,6 Prozent höher. Die Mehrausgaben finanzieren sich zu einem erheblichen Teil selbst: Den Berechnungen zufolge steigt der Anteil der Kosten, die durch Mehreinnahmen gedeckt werden, bis 2017 auf nahezu 50 Prozent.

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