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Von 38,8 auf 8,8 Prozent: IMK-Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko stark gesunken

14.06.2016

Die Aussichten für die Konjunktur in Deutschland haben sich nach einer zwischenzeitlichen Eintrübung zuletzt wieder deutlich verbessert. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen. Für den Zeitraum von Juni bis Ende August 2016 weist der IMK-Indikator, der die wichtigsten Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 8,8 Prozent aus. Im Mai betrug das Rezessionsrisiko noch 38,8 Prozent. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator hat damit klar auf „grün“ (keine Rezessionsgefahr bei Werten unter 30 Prozent) geschaltet.

Den deutlichen Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit erklären die Wissenschaftler des IMK unter anderem damit, dass sich zuletzt Stimmungsindikatoren verbessert haben. Zudem haben sich vorher wirksame Negativ-Signale von den Finanzmärkten abgeschwächt. So ist der Corporate Spread etwas gesunken, der die Zinsdifferenz zwischen deutschen Staats- und Unternehmensanleihen anzeigt. Der Abstand beruhe aktuell außerdem in erster Linie darauf, dass die Zinsen auf Schuldtitel des deutschen Staates durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank historisch niedrig sind. Hinzu kommt, dass sich die Auftragseingänge aus dem Inland zuletzt leicht positiv entwickelten. Negative Signale, die von den Auslandsorders außerhalb des Euroraums kamen, wirkten sich demgegenüber schwächer aus.

„Der starke Rückgang des Rezessionsrisikos ist erfreulich und in der Sache gut fundiert: Die Konjunktur in Deutschland folgt einem moderaten, aber stabilen Aufschwungpfad“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Trotzdem geben uns die kräftigen Ausschläge, die der Indikator in den vergangenen Monaten in beide Richtungen zeigt, zu denken.“

Die Ökonomen interpretieren sie als Symptom einer latenten Unsicherheit. Immer wieder bildeten sich, insbesondere an den Finanzmärkten, „Phasen schlechter oder nervöser Stimmungen heraus, in denen Zweifel daran aufkeimen, ob die an sich spürbare Aufwärtsentwicklung wirklich robust ist“, erklärt das IMK. Die Nervosität könnte auf die weiterhin schwelende Krise des Euroraums und der EU zurückzuführen sein. Zwar hätten sich diese Befürchtungen bislang immer wieder verflüchtigt und der Aufschwung sei weitergegangen. Falls es aber zu einem breit wahrgenommenen Negativ-Ereignis, etwa einem Abstimmungssieg der Brexit-Befürworter komme, „könnte sich durchaus rasch eine Abwärtsbewegung verfestigen“, sagt IMK-Direktor Horn. „Um so wichtiger ist es, dass wie bisher die Binnennachfrage als Wachstumsmotor weiterläuft.“

In ihrer aktuellen Konjunkturprognose, die sie Ende Juni vorstellen, gehen die Düsseldorfer Konjunkturforscher aber davon aus, dass Großbritannien in der EU bleiben wird. Sie rechnen damit, dass die deutsche Konjunktur ihren moderaten Aufschwung fortsetzt. „Die günstigen Wachstumszahlen für das erste Quartal haben unsere Erwartungen noch bestärkt, sie sprechen dafür, die Prognose ein wenig anzuheben“, sagt Horn.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt dabei die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens ein Prozent schrumpft.

Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Weitere Informationen:

Zum IMK-Konjunkturindikator

Kontakt:

Peter Hohlfeld
IMK

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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