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Forscher rechnen aber mit Fortsetzung des moderaten Aufschwungs: IMK-Konjunkturindikator signalisiert erhöhte Unsicherheit

15.03.2016

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen erneut angestiegen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von März bis Ende Mai 2016 weist der IMK-Konjunkturindikator, der die wichtigsten Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 35,2 Prozent aus. Im Februar betrug das Rezessionsrisiko noch 23,6 Prozent. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator hat damit auf die erste Warnstufe (gelb, erhöhte Unsicherheit bei Werten über 30 Prozent) umgeschaltet. Die Forscher sind aber trotzdem optimistisch, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ähnlich stark wächst wie 2015. „Wir gehen weiterhin von einem moderaten Aufschwung aus, der im Kern von der Binnenwirtschaft getragen wird. Das macht die Konjunktur auch in einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld robust“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK.

Den Anstieg des Rezessionsrisikos erklären die Wissenschaftler des IMK vor allem damit, dass sich Stimmungsindikatoren wie der ifo-Index weiter eingetrübt haben. Außerdem ist der sogenannte Corporate Spread gewachsen, der die Zinsdifferenz zwischen deutschen Staats- und Unternehmensanleihen anzeigt. Allerdings liege das derzeit nicht daran, dass Unternehmen höhere Zinsen für ihre Anleihen zahlen müssten, betonen die Ökonomen. Tatsächlich sei der Abstand gewachsen, weil die Zinsen für Staatsanleihen durch die Aufkäufe der Europäischen Zentralbank weiter gesunken und zum Teil negativ sind. Grund zur Hoffnung gäben auch jüngste Daten zur realwirtschaftlichen Entwicklung. So haben sich die Auftragseingänge bei Investitionsgütern und die Industrieproduktion zuletzt deutlich erhöht. „Diese Einzeldaten müssen sich erst in ihrer Tendenz festigen, um im Algorithmus unseres Indikators zu einem Rückgang der berechneten Rezessionswahrscheinlichkeit führen. Sie machen aber deutlich, dass es durchaus hellere Stellen im Konjunkturbild gibt“, erklärt IMK-Experte Peter Hohlfeld.

In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt dabei die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Frühwarnsystem signalisiert eine Rezession, wenn die Industrieproduktion über fünf Monate um mindestens ein Prozent schrumpft.

Der IMK-Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

Weitere Informationen:

Zum IMK-Konjunkturindikator

Kontakt:

Peter Hohlfeld
IMK

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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