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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: ZEITENWENDE

Ausgabe 09/2015

Die Zentrale des DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB ist gerade erst fertig worden, da hat sie schon wieder ausgedient. Die sozialistische Diktatur in Ostdeutschland, die die Gewerkschaft als Parteiorganisation versteht, geht unter.

Zeit, zu gehen, heißt es 1990 für den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB). Erst 1988 ist in Ostberlin seine Zentrale neu errichtet worden. Keine zwei Jahre danach verliert der Neubau seine Bestimmung; ein Monteur entfernt im Frühjahr 1990 in luftiger Höhe das alte Logo von der Fassade. Der Händedruck, ein Symbol der Arbeiterverbrüderung aus dem 19. Jahrhundert, kann sich nicht mehr von der Assoziation „SED“ befreien, in deren Emblem er die zwangsweise Vereinigung von SPD und KPD symbolisiert. Die bis zum Fall der Mauer nahezu allmächtige Organisation ist zum taumelnden Riesen mutiert, sie ist schlicht bedeutungslos.

Noch 1986 hatte der FDGB als Herrschaftsinstrument der SED über neun Millionen Mitglieder geboten. Er schickte die DDR-Bürger mit eigenem Reisedienst in den Urlaub, fungierte als Träger der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten und entsandte Abgeordnete in Foto: ullsteinbild die Volkskammer. Bald nach der Wende proben allerdings auch die im FDGB vereinten Einzelgewerkschaften den Aufstand. Die Gewerkschaft Gesundheitsund Sozialwesen entreißt der Dachorganisation die Kontrolle über ihre Mitgliedsbeiträge. Vor allem wollen sich die Gewerkschaftsvorsitzenden von der Dachorganisation keine Vorschriften mehr machen lassen. Die mit bizarren Forderungen gegen ihren Untergang kämpft. 50 Prozent Lohnerhöhung verlangt der FDGB-Vorstand nach Einführung der Währungsunion.

Dabei müssen sich einzelne Branchengewerkschaften selbst gegen den Untergang stemmen. Rund 100 000 Menschen haben allein die IG Transport seit der Wende verlassen, rund 40 Prozent. Viele Verbände planen den Zusammenschluss mit ihrem westlichen Gegenstück. Ein dreiköpfiger Sprecherrat soll statt des FDGB mit dem westdeutschen DGB verhandeln. Den FDGB braucht niemand mehr. Am 14. September 1990 kommen die Delegierten zum Auflösungskongress im Haus des FDGB-Bundesvorstandes an der Berliner Jannowitzbrücke zusammen. Mit überwältigender Mehrheit beschließen sie die Auflösung der einstigen Massenorganisation zum Monatsende.

 

RÄTSELFRAGEN

  • Welches Land nutzt heute das ehemalige Gebäude des FDGB-Bundesvorstands an der Berliner Jannowitzbrücke als Botschaft?
  • Unter welchem neuen Namen ließ der FDGB das 1985 im Westen erworbene Traumschiff „Astor“ fahren?
  • Welchen FDGB-Chef verurteilte das Berliner Landgericht nach der Wende wegen Untreue, weil er auf Kosten seiner Organisation Urlaub gemacht hatte?

 

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 19. Oktober 2015 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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Redaktion Mitbestimmung,
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40476 Düsseldorf,
E-Mail: redaktion@boeckler.de
Fax: 0211/7778-225

 

AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 7+8/2015

Bismarck – Bund Katholischer Unternehmer – Erich Ollenhauer

Den 1. Preis hat Herbert Grimm aus Dortmund gewonnen.
Je einen 30-Euro-Gutschein erhalten Rolf Hüper aus Ronnenberg, Charlotte Job aus Schwerin und Carolin Lehberger aus Saarbrücken.

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