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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Neues Geschlecht, weniger Lohn

Ausgabe 12/2015

Wenn aus Männern Frauen werden, sinkt ihr Gehalt. Zu diesem Ergebnis kommt eine niederländische Studie.

Geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung nachzuweisen, ist methodisch kompliziert: Unterschiede im Lohnniveau sind nur dann aussagekräftig, wenn Beschäftigte ansonsten in jeder ökonomisch relevanten Hinsicht übereinstimmen. Für die Arbeitsmarktforschung könnten Transsexuelle daher höchst aufschlussreich sein, so Lydia Geijtenbeek und Erik Plug. Denn wenn Menschen ihr Geschlecht wechseln, bleiben ihre übrigen Eigenschaften davon unberührt. Die Ökonomen von der Universität Amsterdam haben Daten der niederländischen Verwaltung ausgewertet und konnten so die Erwerbsbiografien von 188 Bürgern rekonstruieren, die zwischen 2006 und 2012 ein neues Geschlecht registrieren ließen.

Nach den Berechnungen der Wissenschaftler sinkt das Jahreseinkommen im Schnitt um etwa 20 Prozent, wenn Männer sich für eine weibliche Identität entscheiden. Wenn Frauen zu Männern werden, sind dagegen keine Änderungen messbar. Zum Teil erklärt sich das geringere Jahreseinkommen der Transfrauen damit, dass sie seltener erwerbstätig sind und weniger Wochenstunden arbeiten. Doch auch ihre Stundenlöhne fallen um etwa 12 Prozent. Geijtenbeek und Plug gehen davon aus, dass dabei zwei Effekte zusammenwirken: Ihrer Analyse zufolge sind 6 Prozent des Lohnabschlags auf den traditionellen Gender Pay Gap zurückzuführen, weitere 6 Prozent auf die Diskriminierung von Transsexuellen. Bei den Transmännern heben sich diese Effekte auf.

  • Nach einer Geschlechtsumwandlung sinkt der Stundenlohn von Transfrauen um 12 Prozent. Dabei wirken zwei Effekte zusammen: die Diskriminierung von Transsexuellen und der traditionelle Gender Pay Gap. Zur Grafik

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