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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Zu Hause bei Böcklers

Ausgabe 10/2014

In der Nachkriegszeit macht der NWDR eine Homestory bei Hans Böckler und seiner Frau Magdalena. Doch es gibt wenig zu berichten: Der Gewerkschaftsführer ist meist gar nicht da.

 Ein Radioreporter macht sich auf den Weg durch das zerstörte Köln der Nachkriegszeit. Es ist Herbst. Sein Weg führt an Ruinen vorbei bis zum Akazienweg, wo sich Reihenhäuser wie an einer Perlenschnur entlangziehen. Vor der Hausnummer 125 macht er halt. Hier wohnt Hans Böckler, der neue Gewerkschaftsführer der britischen Zone und dann der erste Vorsitzende des DGB, mit seiner Frau Magdalena. Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR), für den der Reporter arbeitet, hat eine Homestory bestellt, ein Stück aus dem Privatleben.

Akribisch beschreibt der Reporter den Zuhörern den kleinen Vorgarten, in dem die letzten Rosenblätter durch den Herbstwind wirbeln. Dann die beengten Verhältnisse: „Es sind fast Puppenzimmerchen, in denen Hans Böckler mit seiner Familie wohnt. (…) Ein Blick hinein in den Bücherschrank: die Klassiker in schönen Prunkausgaben, auch moderne Literatur dabei. Auf der einen Seite ein Klavier, es passt auch gerade noch in die Ecke hinein.“ Im weiteren Verlauf gerät die Reportage dann zum Musterstück über klassische Rollenbilder, wie sie in den 1950er Jahren noch fortwirken. „Sie haben Ihr Leben an der Seite Ihres Gatten wirklich nicht immer genossen“, stellt der Reporter fest, „denn ein Mann, der so in der Öffentlichkeit steht wie Ihr Gatte, von dem haben Sie ja als Frau nichts.“ Magdalena spielt mit: „Nee, da hab ich gar nichts. Der geht fort, acht Tage, und kommt dann wieder und holt sich frische Wäsche, packt ein und haut dann wieder ab. Oder aber er liest Zeitungen, stundenlang. Und wenn man dann sagt, ich bin ja auch noch hier, dann sagt er: Ich muss ja meine Zeitungen lesen, nützt alles nichts.“ Ihr Mann, erklärt sie, sei eher „Schlafgänger“ als Kostgänger.„Kochen Sie denn so schlecht?“, will der Journalist wissen. 

Magdalena antwortet: „Mein Mann isst schon einmal hier. Aber was ich koche, sagt ihm meistens dann nicht zu.“ Er sei zwar „ein ganz guter Kerl“, aber sie bleibe eben auch oft allein zuhaus. „Ich kann doch meine Frau nicht überall mit herumschleppen“, sagt Böckler. Er sieht sich selbst als Funktionär, der nicht verfügt, sondern über den verfügt wird. Und als ein Mann ohne Hobbys: „Ich wüsste gar nicht, was mir mehr Spaß machte, als wenn ich mich draußen tummeln kann.“ Die Botschaft ist klar: Von zu Hause gibt es eigentlich nichts Bedeutendes zu berichten.

RÄTSELFRAGEN

- Wie heißt der Kölner Stadtteil, in dem das Böckler-Haus im Akazienweg liegt?

- Welches Jahr war das letzte, in dem der NWDR existierte, bevor er zum Jahreswechel in den WDR und den NDR aufgespalten wurde?

- Auf welchem Kölner Friedhof wurde Hans Böckler 1951 begraben?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 29. Oktober 2014 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

PREISE

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

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Redaktion Mitbestimmung, 

Hans-Böckler-Straße 39, 

40476 Düsseldorf, 

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Fax: 0211/7778-225

AUFLÖSUNG DER RÄTSELFRAGEN 9/2014

Johann Gottfried Brügelmann – 1963/1967 – Universität Zürich

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