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HBS Böckler Impuls

Eurokrise: Was Deutschland für die Krise zahlt

Ausgabe 15/2014

Die Politik zur Stabilisierung der Währungsunion erscheint vielen Zeitgenossen fast so bedrohlich wie die Eurokrise selbst: Ist Deutschland der Zahlmeister Europas?

Der Berliner Wirtschaftsprofessor Sebastian Dullien hat sich mit dieser populären These auseinandergesetzt – und gibt Entwarnung. Zwar kursieren im Zusammenhang mit dem Euro-Rettungsschirm riesige Zahlen; das Münchener ifo Institut beziffert mögliche deutsche Verluste etwa auf 600 Milliarden Euro. Allerdings liegt dem ein unrealistisches Extremszenario zugrunde, schreibt Dullien: Dazu müsste nicht nur der Euroraum auseinanderbrechen. Die Gläubiger Deutschlands dürften zudem keinen geliehenen Cent zurückzahlen. Tatsächlich, so der Ökonom, seien durch Hilfskredite an Portugal, Irland oder Spanien bisher überhaupt keine Kosten für deutsche Steuerzahler entstanden. Der griechische Schuldenschnitt schlug lediglich mit rund 10 Milliarden Euro zu Buche. Dieser Negativposten fand im Übrigen erst auf einem Umweg in den Staatshaushalt: über die abgewerteten Anleihebestände der verstaatlichten Pleite-Bank Hypo Real Estate. Die eigentlichen Hilfskredite waren dagegen vom Schuldenschnitt ausgenommen. Insgesamt veranschlagt Dullien die Kosten der Euro-Rettung auf rund 15 Milliarden Euro. Angesichts der wirtschaftlichen Vorteile der Währungsunion – 60 Prozent der deutschen Exporte gehen in den Euroraum – sei dies kein hoher Preis.

Sebastian Dullien: Deutschland ist der Zahlmeister Europas, in: Die 10 Mythen der Eurokrise, Hrsg.: Henning Meyer, Andrew Watt, September 2014

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