zurück
Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitzplatz: Die rechte Hand der Alten

Ausgabe 09/2014

Jan Reinhold, 36, arbeitet als Techniker für das Nellinistift, ein Frankfurter Altenpflegeheim. Außerdem ist er Vorsitzender der Mitarbeitervertretung.

Frankfurt am Main, Cronstettenstraße 59 „Wir sind drei Techniker im Haus und arbeiten zu versetzten Zeiten, um den Tag besser abdecken zu können. Ich fange um acht Uhr morgens an, als Letzter. Dafür muss ich auch am längsten bleiben und kann nie sagen: Um Punkt halb fünf habe ich Feierabend. Oft kommt noch etwas dazwischen. Kein Arbeitstag ist wie der andere. Die meisten Reparaturen, die anfallen, mache ich in unserer Werkstatt im Kellergeschoss. Gerade stehen da zwei Sideboards, bei denen die Türen repariert und gespachtelt werden müssen. Ich bin aber auch viel im Haus und in den Nachbargebäuden unterwegs. Unser Heim hat rund 90 Bewohner. Wenn einer verstirbt oder umzieht, muss das Zimmer schnell wieder bezugsfertig werden. Ich mache dann eine Inspektion mit der Hauswirtschaftsabteilung und checke alles durch: das Pflegebett, alle Lampen, das Telefon oder den Notsender für Bewohner, die sich nicht mehr selbst fortbewegen können.

Außerdem müssen wir Wartungsarbeiten machen. Einmal im Monat wird der Pellet-Heizkessel komplett gereinigt. Eine ziemliche Sauerei, wo wir zu zweit fünf Stunden lang mit Vollschutz beschäftigt sind. In der Küche setzen wir UV-Technik ein, um die Gerüche in der Abluft zu beseitigen. Diese Anlage reinige und prüfe ich alle 14 Tage. Auch die Piktogramme im Haus und die Fluchtwegsbeleuchtung sowie die Brand- und Rauchschutztüren warte ich. Mein tägliches Laufpensum beträgt zwischen acht und 16 Kilometern. Das hält mich fit. Während der Arbeit trage ich ein Headset, damit ich erreichbar bin und zugleich die Hände frei habe. Im Jahr 2001 bin ich aus Dresden nach Hessen gezogen. Ich mag meine Arbeit, weil ich so viel Kontakt zu Menschen habe. Die alten Leute sind froh, wenn ich ihnen helfe, ein Bild oder einen Kalender aufzuhängen. Manche freuen sich so, dass sie mich umarmen oder mir kurz die Hand halten wollen. Das macht meine Arbeit liebenswert und emotional, aber auch schwer. Denn ich muss mich immer wieder loseisen, weil ich auch viel anderes zu tun habe.“ 

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen